Saalfelden im Sperrfeuer der revitalisierten Free-Jazz-Tradition

Jazzfestival Saalfelden. Mit dem Brustton der Zufriedenheit melden die Veranstalter des Jazzfestivals Saalfelden, dem „kulturellen Leuchtturmprojekt“ der Region Pinzgau, einen Rekord: Erstmals mehr als 20.000 Besucher. Wobei die Strahlkraft des viertägigen Veranstaltungsreigens weit über Österreichs Grenzen hinaus unbestritten ist.
Die Neugierde der Hardcore-Musikfans, die ihr Hörspektrum erweitern wollen, ist die Verkaufslokomotive. „Ein Großteil der Tickets ist bereits weg, noch bevor wir das Programm bekannt geben“, freut sich die Produktionsleiterin Daniela Neumayer. Durch eine hohe Zahl an Gratis-Events ist das Festival mittlerweile ein Volksfest, bei dem die Musik vielerorten schon fast Nebensache zu sein scheint. Und Intendant Mario Steidl hat die Qual der Wahl aus jährlich mehr als 1.000 Bewerbungen. Heuer schafften es mit 830.000 € Budget 60 Projekte auf die Bühne. Und zwei Millionen Euro bringt die Umwegrentabilität, so die Touristiker.
Hingabe an Gott
Eine Zeit lang hat uns Steidls Vorliebe für exaltierte Metal-Gitarren den Scheitel gezogen. Heuer war der Free Jazz etwas übergewichtet, wenn fast jedes Saxofon am Anschlag harsch und mehrstimmig schreit und rasch die höchste Intensität erreicht. Als würde gefordert: „Komm schon, gib mir mehr!“
Mit der jungen Zoh Amba stellte Sonntag eine feurige, kompromisslose Free-Jazz-Saxofonistin aus New Yorks Avantgarde-Szene ihr Album „Bhakti“ vor: Der Titel bedeutet „Hingabe an Gott“.
Die 22-Jährige greift bei ihren leidenschaftlichen Free Eskapaden im Trio auf die 1960er-Jahre und Künstler wie Albert Ayler, Pharoah Sanders, Archie Shepp und Peter Brötzmann zurück. Wobei die Intensität auch in ruhigeren Momenten nie nachlässt. Wenn die grenzenlose Freiheit nicht irgendwann in Überreiztheit endet und sich große Sehnsucht nach einer ECM-Aufnahme einstellt.
Termin 2024: 22.–25. August
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