Mit 60 Konzerten in vier Tagen samt Impro Sessions und vom Bassklarinettisten und Sax-Player Siegmar Brecher initiierten überraschenden Flashmobs wird die ganze Stadt bespielt.
Hierher pilgert man im August seit jeher nicht, um Musik zu hören, die man ohnedies kennt wie in Salzburg oder Bayreuth, sondern um neugierig Klänge zu suchen, die man nicht kennt. In der Hoffnung, dass davon etwas wert sein möge, geliebt und wieder gehört zu werden.
„Louise“ zum Beispiel, das neue Album und der Name des neuen Sextetts des famos fabulierenden französischen Sopransax-Kapazunders Emile Parisien, der wil-de Energie harmonisch und natürlich mit soften Sounds kongenial verbindet. Da kommen Freiheit und Schönheit umso mehr zum Vorschein, je genauer man hinhört.
Parisien ist einer der wichtigsten Protagonisten des zeitgenössischen Jazz. Ein Erlebnis in dessen Band:
Theo Croker, ein Spiritualist an der Trompete, ein echter Charakter und bunter Vogel, der das Wort Jazz als Allerweltsvokabel hasst, „weil es Leute eher abschreckt, die meine Hörer sein könnten“.
Aus seinen Phrasierungen modelliert der 37-Jähri-ge aus Florida neuartige Gospel-Hymnen, kosmische Breakbeats und ruhige, hypnotische Space-Musik.
Einen Zirkus brachte der in ganz Europa gefragte Drummer Paal Nilssen-Love aus Norwegen mit. „Circus“ ist von seinem Interesse an Musik aus Mali und Senegal und von Reisen nach Äthiopien und Brasilien inspiriert.
Das Betthupferl lieferte lange nach Mitternacht schließlich eine der vier heuer beim Festival engagierten Großformationen: L.U.M.E steht für Lisbon Underground Music Ensemble, bedeutet aber auch „Feuer“ und ist zugleich Programm. Bei der Live-Präsentation des dritten Albums „Las Californias“ bewegt sich die Big Band mit Kammerensemble-Feeling unter der Leitung des Pianisten und Komponisten Marco Barroso schwungvoll durch dicht strukturierte, üppige Klanglandschaften.
Was macht die Attraktion von Jazz in Saalfelden aus? Kranzelbinder: „Die Kombination von herrlicher Kulisse des Ortes, unglaublicher Offenheit in der Programmierung und hoher Qualität. Das Festival ist wie eine Wundertüte. Und man weiß nie genau, was einen erwartet.“
Kommentare