James Blunt: Der Mann vom Romantikmond
Auf ein erstes Date würde man so gekleidet eher nicht gehen, zumindest nicht, wenn man auf ein glückliches Ende hofft. Aber James Blunt kann sich, dank jahrelang höchst erfolgreicher betriebener Weichsingung popinteressierter Frauenherzen, alles erlauben. Auch, ein Konzert in einem Raumschiffkapitänsoverall zu bestreiten.
Da stand er also, der megaverkaufende Brite, und sang sich derart das Herz aus dem Leib, dass man das eigenwillige Bubentraum-Outfit bald vergessen hatte.
Blunt steht, auch auf der " Moon Landing"-Tournee, für die allerallergrößte Emotion, für Kampfmelancholie, manchmal hart an der Grenze zur Erbarmungslosigkeit: Da wäre die verlorene Liebe die allerallergrößte des Lebens gewesen, selbiges ist fürderhin hoffnungslos, und der Konzertschmerz umso schöner, je tiefer er geht.
Liebe, Leben, Liebe
Die Romantik ist für den des Ex-Soldaten eine Angriffswaffe. Es geht stets, wie weiland einst bei Phil Collins, um die letzten Dinge – Liebe, Leben und, nun ja, Liebe –, die uns in der kurzen Spanne zwischen Büroschluss und Hauptabendprogramm tiefgehend beschäftigen. Und das spricht ein Publikum an, das vieles davon schon am eigenen Leib erlebt hat.
Vor Mondlandungs- und Raketenbildern wurde also in der Wiener Stadthalle ein sehr erdiges, zurückgenommenes Konzert gegeben. Die knackige Band war grandios, der Sound gut, die Stimmung exzellent. Die Hitdichte bei James Blunt ist gewaltig, von "Goodbye My Lover" über den in all der Romantik auffälligen Gutelaune-Hit "Postcards" bis hin zu "You’re Beautiful" und dem aktuellen Erfolgssong "Bonfire Heart".
Das bis unter die Hallendecke gesetzte Publikum ist – zu Recht! – begeistert. Es braucht kaum ein Kopfnicken, damit der engelsgleiche Publikumschor jederzeit beispringt. Obwohl der Star stets ein wenig verzwickt dreinschaut, so als würde dringend wegmüssen. Aber er musste nicht.
KURIER-Wertung:
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