James Blake: Luftiger Frühlings-Sound statt Schwermut

James Blake: Luftiger Frühlings-Sound statt Schwermut
Der Brite hatte Depressionen bis zu Selbstmordgedanken. Die hat er überwunden und klingt mit der neuen CD befreit und leicht.

Überrascht hat es niemanden, als James Blake Mitte vorigen Jahres seinen Kampf mit Depressionen öffentlich machte. In einem offenen Brief auf Twitter setzte er sich dafür ein, die Krankheit – speziell bei Männern – zu entstigmatisieren: „Bitte erlaubt nicht, dass Leute, die ihre eigenen Gefühle fürchten, euch dazu treiben, euch etwas nicht von der Seele zu reden“, schrieb er. „Es steckt nichts Triumphales im Machotum. Ich bin beinahe selbst in all dem ertrunken, weil ich alles in mich reingefressen habe, weil ich Angst hatte, schwach oder weichlich zu wirken. Jetzt sehe ich großartige Stärke darin, offen mit seinen Gefühlen umzugehen.“

Geschrieben hat Blake das, nachdem er wegen Selbstmord-Gedanken in Therapie gewesen war und danach wieder das Licht am Ende des Tunnels sehen konnte. Der erwachende Lebensmut ist „Assume Form“ genauso deutlich anzuhören, wie sich früher Schwermut und Tristesse in seinen Alben spiegelten.

Befreit

Einen Anteil daran, dass Blake hier leichter, befreiter und luftiger klingt, haben auch die Gäste. Travis Scott, Moses Sumney und André 3000 (von Outkast) liefern Gastbeiträge, die als Rap- oder Soul-Einschübe dem gewohnten Blake-Sound lebhaftere, bewegtere Element hinzufügen, während Sängerin Rosalia „Barefoot In The Park“ Latin-Flair gibt.

All das fügt sich nahtlos in die neuen Kompositionen des 30-jährigen Briten. Denn wenn sich auch die Soundzutaten (souliger Gesang, versiertes Pianospiel, elektronische Sound-Verfremdungen) nicht geändert haben, wirken Songs wie „Assume Form“ oder „Into The Red“ zwar meditativ, transportieren aber anstatt Düsternis das Gefühl von warmen, geruhsamen Frühlingstagen, die zum Träumen verführen.

James Blake: Luftiger Frühlings-Sound statt Schwermut

„Mile High“ groovt lässig durch den Äther, während „I’ll Come Too“ Anklänge an Filmmusik einbringt. Aber nichts davon schmälert die tief unter die Haut gehende Atmosphäre, die Blake in jeden Ton seines Gesangs und seiner Instrumentation zu legen vermag. Auch nicht die Kompromisslosigkeit, mit der er kommerziellen Pfaden fern bleibt. Highlights sind „Power On“, „Don’t Miss It“ und „Lullaby For My Insomniac“, die all das mit markanten Melodien krönen. Wenn „Assume Form“ einen Makel hat, dann nur den, dass es nicht noch ein oder zwei weitere Highlights gibt.

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