Israel: Wagner-Konzert soll doch stattfinden

Das erste große Wagner-Konzert in Israel soll jetzt doch stattfinden. Der israelische Dirigent Asher Fisch sagte am Donnerstag in Tel Aviv, es sei nun für den 16. Juni im örtlichen Hilton-Hotel angesetzt. Auf Druck von Holocaust-Überlebenden hatte die Universität Tel Aviv das ursprünglich zwei Tage später geplante Konzert abgesagt.
Nach mehr als sieben Jahrzehnten des Boykotts wollen israelische Musiker dem deutschen Komponisten Richard Wagner (1813-1883) erstmals einen ganzen Konzertabend widmen. Viele Israelis lehnen Wagner wegen seiner antisemitischen Positionen und seiner Beliebtheit während des NS-Regimes ab. Ein 1938 ausgesprochener Boykott wurde mehrfach gebrochen, es gab jedoch nie ein vollständiges Symphoniekonzert mit seinen Werken.
Unverzichtbar im Repertoire
Fisch hält die Musik von Richard Wagner für unverzichtbar im Repertoire israelischer Orchester. "Wagner ist einer der wichtigsten Komponisten der Geschichte - ob es einem gefällt oder nicht", sagte Fisch. "Wagner hat die klassische Musik mehr als jeder andere Komponist beeinflusst - er war ein Revolutionär." Es könne nicht angehen, dass israelische Orchestermusiker "ihr professionelles Leben leben, ohne Wagners Musik gespielt zu haben".
Fischs Eltern stammen beide aus Deutschland und haben ihre Familien während des Holocaust verloren. Seine 1924 in Chemnitz geborene Mutter besuche jedoch alle seine Konzerte in Deutschland. Besonders bewegend sei es für sie gewesen, ihren in Israel geborenen Sohn in der Wiener Staatsoper auf dem Dirigentenpult zu sehen, während das Orchester Wagners Parsifal spielt. "Für sie und für viele deutsche Juden ist das ein Sieg."
Fisch sagte, es bringe ihn in Rage, dass der letzte Boykott gegen Deutschland ausgerechnet im Kulturbereich herrsche. Auf deutsche Produkte wolle in Israel niemand verzichten. "Und das U-Boot: Es gibt kein stärkeres Symbol für den Schrecken, in den die Nazi-Armee die ganze freie Welt versetzt hat, als das U-Boot." Israel habe jedoch kein Problem damit, U-Boote aus Deutschland zu erwerben. "Und jetzt bleibt uns noch ein Symbol, das wir wahren, um sagen zu können, wir haben den Holocaust nicht vergessen - Wagner."
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