Ein Mann ohne Maschine

Macht die Maschine den Mann? Oder der Mann die Maschine? Ist Ironman ohne sein Iron auch nur ein Man? Schwach wie jeder Mensch? Schwächer vielleicht? Und wie super ist ein Superheld, wenn er kein Superhelden-Kostüm anhat?
Es ist einer der cleversten Schachzüge von Regisseur und Drehbuchautor Shane Black in dieser, nun dritten Auflage von „Iron Man“ (und Shanes erster Regie davon), Robert Downey jr. so oft wie möglich aus seinem Anzug herauszuschälen und die Maschine solcherart zum Menschen zu machen. Einem Menschen mit Panikattacken. Einem Menschen, mit dem Trauma einer Nahtoderfahrung (aus dem Film „Avengers“, der die Marvel-Superhelden fusionierte). Einem Menschen mit Fehlern, die ihn einholen.
Eindrücke vom neuen "Iron Man"
Dämonen
„Wir erschaffen alle unsere Dämonen selbst“, sagt Iron Man düster am Anfang. Ein Satz, der so etwas wie das Leitmotiv dieser Comicverfilmung werden soll. Erstaunlich raffiniert dazu die Konstruktion. Werden die Dämonen doch sowohl persönlich (für Iron Man) als auch gesellschaftlich (für die USA) abgehandelt. Iron Man, dieser amoralische Hyperintelligenzler, schafft sich Feinde durch seine Arroganz und Ignoranz: Dummerweise vergreift er sich dabei diesmal an Gen-Wissenschaftlern, die alsbald Menschen zu Kampfmaschinen mutieren lassen können, die als schier unbesiegbare Waffen daherkommen.

Regisseur und Drehbuchautor Shane Black ist inmitten eines Franchise-Unternehmens, inmitten großen Blockbusterkinos und Action-Szenarien tatsächlich ein echter Autorenfilm gelungen: Er drückt „ Iron Man“ jene frechen, witzigen und rasanten Schlagabtausch-Dialoge auf, wie er sie als Drehbuchautor schon länger schreibt: für „Lethal Weapon“ etwa oder Tony Scotts „Last Boy Scout“. Nach einer Krisenpause traute man Shane mit „Kiss Kiss Bang Bang“ (2005) dann erstmals eine Regie zu. Der Film sollte auch das Comeback für Robert Downey jr. werden (nach Drogenproblemen). Downey jr. war es auch, der sich bei „ Iron Man 3“dafür eingesetzt hatte, dass Black den Regiesessel übernimmt. (Von John Favreau, der die ersten beiden Teile dirigierte und jetzt lustig den übereifrigen Chauffeur spielt.) Recht hatte er, der Downey jr: „ Iron Man“ war nie besser.
KURIER-Wertung: ***** von *****
Info: " Iron Man 3" . USA 2013. 131 Min. Von Shane Black . Mit R. Downey jr., Gwyneth Paltrow, B. Kingsley
Regisseur Leander Haußmann und „Element of Crime“-Sänger Sven Regener haben sich einen Koarl gemacht, wie man in Wien so schön sagt. Und ein ganz persönliches Spaßprojekt zusammengedreht, das wohl in erster Linie sie selbst und ihre Freunde lustig finden. Viel Insider-Witz, aber ohne die Radikalität eines Helge Schneider, sorgt für sehr entspanntes Humorniveau. Beste Figur macht dabei noch Henry Hübchen als g’schaftiger Bürgermeister, der mit der Hai-Plage umgehen muss und Badeverbot ausspricht. Der Sprungturm wird gesperrt „wegen Höhe“, dafür gibt’s Freibier und Streichelzoo. Tschüssikovsky.
KURIER-Wertung: *** von *****
Info: D 2013. 103 Min. Von Leander Haußmann, Sven Regener . Mit Henry Hübchen .
Am Anfang sieht man seinen Kopf in Großaufnahme: Ein älterer Herr mit der Frisur eines Punks. Auf seiner Stirn prangt programmatisch sein Name: NOT. NOT besucht seine Familie in der Gewerbezone, wo sie zwischen Großkaufhäusern ein Lokal betreiben. Die (seltsame) Mutter hat Geburtstag, der Bruder ist auch da und hat so gar nichts mit NOT, dem obdachlosen Alt-Punk, gemein: Vielmehr ist er biederer Familienvater und Bettenverkäufer. Bis er selber unter Verkaufsdruck ausrastet, arbeitslos wird und sich in DEAD verwandelt, einen ebenfalls auf der Straße lebenden Punk, vergeht eine etwas zwangsoriginelle Komödie, die aber nicht unsympathisch die Finanzkrise thematisiert. Wie kann der Mensch diese in Würde überleben?, ist die Frage. Nur im Widerstand, die Antwort. Auch wenn ein Selbstmord-Attentat in der Shopping Mall an der Sprinkleranlage scheitert. Die Inszenierung des französischen Regie-Duos Benoît Delépine & Gustave de Kerver ist nicht immer am Punkt, in Cannes gewann man bei „ Un certain regard“ dennoch den Jurypreis.
KURIER-Wertung: **** von *****
Info: F 2012.96 Min. Von Benoît Delépine, Gustave de Kervern. Mit Benoît Poelvoorde .
Ein Drama von den Kindern des Dritten Reiches: Basierend auf dem dreiteiligen Roman der Britin Rachel Seiffert („Die dunkle Kammer“) erzählt der Film von einer stolzen Tochter eines hochrangigen Nazis, die nach Ende des Kriegs durch das (zerstörte) Land ziehen muss und von einem jungen Juden gerettet wird. Biederer Vergangenheitsbewältigungs-Film von Cate Shortland . Wenig aufregend inszeniert, aber mit einer beeindruckenden Hauptdarstellerin. Wem’s genügt.
KURIER-Wertung: *** von *****
Info: GB 2012. 109 Min. Von Cate Shortland . MIt Saskia Rosendahl , Kai Malina .
Doku: Im Hintergrund der Wurstelprater, im Vordergrund ungefähr ein Dutzend Lastwagen. In dieser Wagengruppe „Treibstoff“ wohnen junge Menschen, die das Leben im Wohnmobil der fixen Bleibe vorziehen. Allerdings müssen sie mit den Wiener Behörden immer um die Platzerlaubnis streiten. Alternative Besiedlungen von Brachland wären ein spannendes Thema – in der etwas temperamentlosen Doku von Birgit Bergmann, Stefanie Franz und Oliver Werani bleibt es allerdings ein braves Nacheinander von Ereignissen, denen es an jeglicher Dringlichkeit fehlt.
KURIER-Wertung: *** von *****
Slashing EuropeFestival: Das dritte /slashing Europe zeigt im Filmcasino die Nachtsicht-Schiene des Crossing Europe Filmfestivals. Da sind neben der grotesken dänischen TV-Horror-Serie „Helljford“ oder „ABCs of Death“ Donnerstag und Freitag auch Meisterwerke der kürzlich verstorbenen Regisseure Bigas Luna und Jess Franco zu sehen.
KURIER-Wertung: ***** von *****
RealitySatire: Die beißende Medien-Satire von Matteo Garrone („Gomorra“), die Italien im Würgegriff des Privatfernsehens zeigt: Im preisgekrönten „Reality“ träumt ein kleiner Geschäftsmann von der großen Karriere bei Big Brother. 2. 5., und 4. 5., jeweils um 21.00 Uhr, exklusiv im Österreichischen Filmmuseum .
KURIER-Wertung: **** von *****
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