Iron Maiden schickten die Wiener Fans in den Heavy-Metal-Himmel

Iron Maiden's concert in Madrid
Sänger Bruce Dickinson und seine Band zeigten sich im 50. Dienstjahr im Ernst-Happel-Stadion in Hochform

Als „Event für die Alten“ hatte Iron-Maiden-Sänger Bruce Dickinson die „Run For Your Lives“-Tournee, mit der die legendäre Heavy-Metal-Band ihr 50-jähriges Bestehen feiert, angekündigt. Dafür  sind  aber  ziemlich viele Junge unter den 53.000, die sich diese Show im Wiener Ernst-Happel-Stadion anschauen möchten. Im Wavebreaker vor der mit  monströsen LED-Wänden umrahmten Bühne machen Eltern Fotos von Kindern, die unter den dicken Ohrschützern hervorgrinsen und gerade keine Babys mehr waren als 2021 „Senjutsu“, das 17. und bisher letzte  Studioalbum  der Briten, erschien.

Aber Dickinson und seine Freunde halten Wort. Songs aus  ihrer jüngeren Geschichte spielen sie heute nicht, es stehen die ersten sieben Alben im Fokus. Nach einem Video-Intro, das in verlotterte Hintergassen von London führt, starten sie mit „Murders In The Rue Morgue“ und „Killers“ von ihrem zweiten Album. Bei Letzterem darf erstmals das Maiden-Maskottchen Eddie über die Bühne stapfen. Er wird noch öfter kommen, dann aber als Animation auf der LED-Wand.

Iron Maiden's concert in Madrid

Fan-Favoriten bei Konzert im Ernst-Happel-Stadion

Nach dem Beginn im Maiden-typischen Turbotempo stellt Dickinson den neuen Drummer Simon Dawson vor. Nicko McBrain, der seit 1982  am Schlagzeug saß, hatte Anfang 2023 einen Schlaganfall, wodurch sein rechter Arm gelähmt war. Mit intensivem Training konnte er die Tour von 2023 mitspielen, verlautete aber voriges Jahr, dass er aussteigt, weil er das Gefühl hat, hochenergetische Klassiker wie „The Trooper“ nicht mehr perfekt hinzukriegen. Simon Dawson, sagt Dickinson, habe ein viel kleineres Schlagzeug. Das tut aber dem Drive, den der dem Sound der Band zugrunde legt, keinen Abbruch. 

Während Iron Maiden im Ernst-Happel-Stadion mit „Phantom Of The Opera“ und „The Number Of The Beast“ von entstaubten Fan-Favoriten zu weltbekannten Songs überschwenken, wird deutlich, was diese Band einzigartig macht: Zwar werden die Beats meist wie Maschinengewehr-Salven abgefeuert, aber Iron Maiden beschränken sich trotzdem nicht auf wütendes In-die-Saiten-Hacken. Die Strukturen von Songs wie „Rime Of The Ancient Mariner“ ähneln kleinen Metal-Opern, glänzen mit komplexen Rhythmen, wechseln mehrmals Tempo und Stimmung.

Iron Maiden's concert in Madrid

Iron Maiden lieferten perfekt konzipiertes Spektakel in Wien

Immer wieder beeindruckend ist auch die Präzision, mit der die Gitarristen Janick Gers, Adrian Smith und Dave Murray  ihre Instrumente beherrschen, ihre Soli und die für Iron Maiden typischen vielstimmigen Riffs spielen. 

Noch faszinierender: Wie mühelos Bandgründer Steve Harris seinem Bass die rabiaten Sechzehntel-Noten entlockt – ebenfalls ein Markenzeichen der Band. Und Bruce Dickinson, der 2015 an Kehlkopfkrebs erkrankt war, aber nach einer Chemotherapie geheilt ist, kommt immer noch kraftvoll in die höchsten Tonlagen und teufelt mit 66 Jahren genauso so vital über die Bühne wie eh und je. 

Begleitet wird das von perfekt konzipierten Animationen auf der LED-Wand am Bühnenhintergrund. Sie sind thematisch an die Songs angepasst, die oft mythische Themen und Okkultes aufgreifen. Sie steigern sich mit Fortdauer der Show in Tempo, Bewegung und Spektakel – genauso wie die Musiker mit den Längen  ihrer Soli.  

Eddie will die Bühne kapern

Nach den hymnischen und vom Publikum an sich gerissenen Refrains von „Run To The Hills“  und „The Trooper“ ist das ausladend ausgeführte „Hallowed Be Thy Name“ ein Höhepunkt der Showgestaltung: Dickinson beginnt den Song über einen Gefangenen auf dem Weg zum Galgen in einem Käfig. Als der explodiert, wird er auf der LED-Wand von einem Geist eine Serpentine hinauf gejagt. Am Ende stürzt er mit einem Seil um den Hals in die Tiefe.

Der Rest ist ein Triumphzug: Beim  Song „Iron Maiden“ will ein übermächtiger Eddie die Bühne kapern, und die Hits „Aces High“ und „Fear Of The Dark“ in der Zugaben schicken die Maiden-Fans endgültig in den Himmel.

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