Tom Hanks muss nur noch schnell die Welt retten

"Nein", sagt Starautor Dan Brown, und lacht schallend. Nein, er lässt sich nicht mit Geld dazu bewegen, einen seiner Romane in einer bestimmten Stadt anzusiedeln.
Die Frage ist nicht unberechtigt. Ja, er kriege dementsprechende Angebote, sagt Brown (siehe auch "Nachgefragt", unten). "Ich war auf einer Lesereise durch 13 Städte. Jede einzelne schickte den Tourismusdirektor vorbei, der mit mir reden wollte."
Was bei Browns Verkaufszahlen nicht verwundert: Der "Sakrileg"-Autor hat weltweit 200 Millionen Bücher verkauft. Und die haben, so erfährt man bei der "Inferno"-Führung durch Florenz, messbaren Einfluss auf den Tourismus jener Städte, über die Dan Brown schreibt.
"Ein paar Prozent mehr an Touristen", sagt die Fremdenführerin auf die entsprechende KURIER-Frage, verzeichnen jene Sehenswürdigkeiten, die Brown beschreibt. Das ist gut für Florenz; spielt doch auch der Dan-Brown-Roman "Inferno" zu einem entscheidenden Teil in der kulturtouristisch ohnehin gesegneten Stadt am Arno.
Hanks keucht

Das kann ganz schön anstrengend sein: Hanks keucht, immerhin ist er gerade zum fünften, sechsten Mal eine lange Stiege beim Medici-Palast hinuntergelaufen. Heiß ist es (der Dreh fand bei sommerlichen Temperaturen statt), und Langdon und Filmpartnerin Felicity Jones (als Sienna Brooks) sind auf der Flucht. Schüsse knallen, davor sirrte eine Drohne durch den Hof des Palasts; Hanks und Jones fliehen, nach mehreren Drehversuchen schließlich erfolgreich in einen der Geheimgänge, die die Medici durch die einst von ihnen beherrschte Stadt gelegt haben. Brown, der neben den versammelten internationalen Journalisten steht, bietet diesen Getränke an und freut sich: "Es ist immer wieder faszinierend: Man schafft einen Charakter, und sieht dann plötzlich, wie der zum Leben erwacht."
Geheim!

Schon jetzt führt die auf dem Roman basierende "Inferno"-Tour durch die Sehenswürdigkeiten der Stadt (und man wird auch auf den einen oder anderen Fehler verwiesen, den Brown gemacht hat. "Wir alle machen Fehler", sagt der Autor dazu). Das Interesse daran wird mit dem Filmstart noch ansteigen.
Geld

Im Gespräch mit Dan Brown stellt er selbst die eigentlich schwierigen Fragen. "Wenn Sie die Hälfte der Menschen umbringen müssten, um die Menschheit zu retten, würden Sie es tun?", fragt er.
Schwer zu sagen.
"Ich weiß es auch nicht", sagt der Amerikaner schließlich. Man ist beruhigt.
KURIER: Sind die Veränderungen, die das Buch bei der Verfilmung durchmachen, eigentlich schwierig für den Autor?
Dan Brown:Ja, das ist immer hart. Ich habe 150.000 Wörter geschrieben, 90 Prozent von all dem wird jetzt weggestrichen. Aber ich arbeite mit einigen der besten Filmemachern der Welt, ich habe großes Vertrauen. Egal, was Ron Howard macht, im Endeffekt sage ich immer: Das ist gut so.
Manches geht ja auch im Buch schief: Bei einer Verfolgungsjagd lässt Langdon die Uffizi aus, die eigentlich am Weg liegen müssten.
Ja, im Entwurf war das noch drinnen. Aber dann nahm ich mir die künstlerische Freiheit, es wegzulassen. Es war zu viel, und es hat der Geschichte nicht weitergebracht.
Gibt es also auch mal zu viele Fakten für ein Buch?
Ja, das ist ein zweischneidiges Schwert. Man entdeckt so viel beim Schreiben, das die Handlung in andere Richtungen weiterführen würde. Aber es ist wie ein gewaltiges Puzzle: Man muss sich für die Stücke entscheiden, mit denen man arbeiten will. Für jede Seite, die Sie lesen, habe ich zehn geschrieben. Die können noch so gut oder unterhaltsam sein, wenn sie der Handlung nicht dienen, streiche ich sie. Ich arbeite ein wenig wie ein Verrückter, mit ganz vielen Zetteln.
Wo fängt man denn da am besten an zu schreiben?
Beim Bösewicht. Das ist der Charakter, den Sie zuerst brauchen. Seine – oder ihre – Ziele, die Langdon zwingen, zu handeln. Dann muss man sich entscheiden, wie Langdon dagegen vorgehen würde. Bei "Inferno" war es so: Weil ich schon so lange über Dante schreiben wollte, gab es die "alte Welt" bereits. Ich brauchte also etwas Modernes. Ich hatte mich schon lange mit Überbevölkerung beschäftigt. Da entschloss ich mich, einen Charakter zu erschaffen, der Dante nicht als Geschichte, sondern als Prophezeiung sieht. Das war der Katalysator der Geschichte.
Und das Schreiben selbst?
Ich habe eine Sanduhr. Die drehe ich um, dann schreibe ich 60 Minuten. Und dann mache ich ein paar Liegestütze. Ich finde es schwierig, aufregende Szenen zu schreiben, wenn mein Blutdruck ganz unten ist. Mein Herz muss pumpern.
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