„Der Heldenplatz ist so ein ambivalenter Ort“, erklärt die Musikerin im Interview mit dem KURIER. „Er heißt Heldenplatz, aber gleichzeitig wissen wir, dass Hitler dort eine seiner ärgsten Reden gehalten hat. Dort finden aber auch das Lichtermeer und Solidaritätskundgebungen statt, womit wir den Versuch leben, eine bessere Menschheit sein zu wollen. ,Granit’ ist eine Einladung an die Menschen, sich zu erlauben, weich zu sein und für das Weichsein anstatt für das Hartsein zu kämpfen.“
Trotz des ernsten Themas klingt „Granit“ von der Musik her leicht und zart – wie die meisten Songs auf „Fast wie Radlfahrn“. Mit dem Titel spielt Regen nämlich auf die wiedergefundene Lebenslust und Leichtigkeit nach der Pandemie an, die „man wie das Radlfahrn nicht verlernen kann“. Andererseits auch darauf, dass sie sich aufgrund vieler Veränderungen in ihrem Karriere-Umfeld jetzt befreit fühlt und zu „Emanzipation und Expansion“ gefunden hat.
Für dieses dritte Album, das in der Schnittmenge von Singer/Songwriter-Sounds und Pop angesiedelt ist, hat Regen nämlich ihr eigenes Label gegründet: „So, wie ich ticke, will ich die Erwartungen von jemandem, der über mir steht, erfüllen. Und wenn das ein Labelchef ist, der will, dass ich einen gewissen Erfolg in Zahlen einfahre, reiße ich mir dafür den Allerwertesten auf, verfolge damit aber Ziele, die nicht meine sind.“
Den Weg der Veränderungen und die Lebensfreude, die sie ihr brachten, beschreibt Regen in Songs wie „A Weg zu mir“, „Mädl am Klavier“ oder dem spaßigen „Na geh“, in dem sie sagt, dass es auch mal okay ist, sich hängen zu lassen und heute einmal nicht an der Selbstoptimierung oder dem Verändern der Welt zu arbeiten.
Benannt hat sie das Label nach Nannerl, der Schwester von Mozart – aus feministischen Gründen: „Nannerl war so talentiert wie er und ist als Kind mit ihm durch die europäischen Adelshäuser getourt. Aber als sie 14 und im heiratsfähigen Alter war, schickte sich das nicht mehr. Nur, weil sie eine Frau war, musste sie diese Karriere begraben. Deshalb soll der Labelname auf alle Frauen hinweisen, die wegen ihres Geschlechts von der Geschichte verschluckt wurden.“
Ein anderer Song, der für Regen in der Phase des Umbruchs wichtig war, aber nicht auf dem Album ist, heißt „Elisabeth tanzt“. Sie hat ihn für den Film „Kreis der Wahrheit“ geschrieben, der die Geschichte der Volksoperntänzerin Elisabeth Scheiderbauer nachzeichnet.
„Sie kam mit vier Jahren in das Konzentrationslager Theresienstadt. Der Film geht auch der Frage nach, was hat den Menschen dort die Kraft gegeben, trotz der konstanten Todesangst zu überleben. Für Elisabeth war das das Tanzen.“
Als das Angebot kam, den Filmsong zu schreiben, dachte Regen zuerst, sie könne – aus der dritten Nachkriegsgeneration kommend – vielleicht nichts Wahrhaftiges dazu beitragen.
„Ich bin dann deshalb nach Auschwitz gefahren und habe dort eine Führung gemacht. Mit all den Gefühlen, die ich dort hatte, konnte ich das dann aber doch. Und das hat mein Selbstbewusstsein als Künstlerin extrem gestärkt. Denn ich konnte aus diesem Morast der Menschheit etwas herausholen und zu Kunst und etwas Schönem machen.“
INA REGEN AUF TOUR
27. 3. Wien/Metropol
21. 4. Telfs/Rathaussaal
22. 4. Dornbirn/Conrad Sohm
4. 5. Graz/Orpheum
5. 5. Klagenfurt/Konzerthaus
25. 5. St. Pölten/VAZ
26. 5. Großwarasdorf/KUGA
30. 5. Linz/Landestheater
31. 5. Kapfenberg/Stadthalle
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