ImPulsTanz: Schmoren im Fegefeuer

Tanzen zu Hieronymus Bosch? In Zusammenarbeit mit der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste zeigt das Festival ImPulsTanz die Uraufführung von Georg Blaschkes "The Bosch Experience" in der Akademie am Wiener Schillerplatz.
Bis zum Punk
Ein mehrteiliger, kurzweiliger und zweifelsohne interessanter Abend ist das, der mit einer fachkundigen Einführung zu einem der Hauptwerke der Gemäldegalerie, Boschs "Weltgerichtstriptychon", beginnt. Daran knüpft die Aufführung an, sie ist allerdings mehr choreografische Studie als Stück.
Georg Blaschke verknüpft darin zwei Ebenen. In einem musikalisch-performativen "Prélude Paradise" begeben sich drei Performerinnen unter der Leitung Clélia Colonnas auf eine Zeitreise, die musikalisch in der Entstehungszeit des Triptychons zwischen 1485 und 1505 beginnt und sich bis zum Punk der Gegenwart erstreckt.
Sie kommentieren die Welt des berühmten Malers. "Just one kiss" kann doch keine Sünde sein mitsamt den Folgen, die Bosch so furchterregend darzustellen vermochte.
Geschunden
"Bosch frontal" ist der choreografische Teil. Eine Tänzerin und drei Tänzer orientieren sich an der bekannten, erschreckenden Bildsprache des Malers, reihen gekrümmte, geschundene und ausgemergelte Stellungen der 300 Körper aus dem Bild aneinander.
Wie bei Hieronymus Bosch werden Leiden und Schmerzen als Strafen für Sünden und Vergehen, die aus heutiger Sicht oft allzu menschlich scheinen, nicht mittels Mimik vermittelt. Oft erstarren die Körper zu lebenden Bildern. Boschs Fantasiewesen wie Kopf-Füßer werden mithilfe von Tüchern gestaltet. Über Hieronymus Boschs Malweise ist eher wenig bekannt, sein choreografisches Talent wird in dieser Aufführung evident.
Was das Wiener "Weltgerichtstriptychon" dazu noch ganz besonders auszeichnet, ist der große Raum für die Höllenstrafen als Folge der sieben Todsünden.
Wenig Paradies
Verschwindend klein hingegen fällt der Platz für die Darstellung des Paradieses aus: ein Fleckchen weiß am oberen Bildrand.
Blaschke scheint diese Fläche zu vergrößern, sie wird zum Zufluchtsort und zu einer Mauer zwischen Klagen und Hoffen.
KURIER-Wertung:
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