Kultur

ImPulsTanz: Fabres provokanter Meilenstein

Zwei Männer mit Kronen stehen vor einer Projektion und halten Hände.
Kritik: Jan Fabres "Power of Theatrical Madness" löste heftige Reaktionen aus, dabei ist es ein Meilenstein des zeitgenössischen Theaters und Tanzes.
19.07.12, 16:16
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Zwei Männer mit Kronen stehen vor einer Projektion und halten Hände.

Stücke des flämischen Künstlers Jan Fabre sind Aufreger und Anreger. Sie ziehen das Publikum an und stoßen es gleichzeitig ab. "The Power of Theatrical Madness", entstanden 1984 für die Biennale in Venedig, war am Mittwoch als Neuinszenierung bei ImPulsTanz im Burgtheater zu sehen.
Eine Gruppe nackter Menschen steht vor einer Wand mit hängenden Glühbirnen.

„The Power of Theatrical Madness“ ist ein Meilenstein des zeitgenössischen Theaters und Tanzes: Und die fabelhafte Wiederaufnahme mit 15 großartigen Performern bestätigt die Bedeutung des mehr als vier Stunden dauernden Stücks.
Eine Theaterszene mit Schauspielern vor einer Projektion eines Gemäldes.

Es brachte Fabre den internationalen Durchbruch als Bühnenkünstler, Provokation miteingeschlossen. Lebende Frösche sind zu sehen, sie werden „zertreten“. Doch das ist ein Theatertrick, der beim Publikum erwartungsgemäß lange nachwirkt.
Ein Mann würgt einen anderen, beide tragen Anzüge.

28 Jahre nach der Uraufführung hat es nichts an gestalterischer Kraft, Brisanz und Verstörung verloren. „Das ist ja widerlich“ ruft ein Mann am Beginn aus dem Zuschauerraum.
Zwei Männer mit Kronen stehen auf einer Bühne, während eine Person ihre Füße berührt.

 „Geh nach Hause“ tönt es zurück von einem anderen, der erkennt, dass die „widerliche“ Szene noch lange nicht aufgelöst ist: Eine Frau wird von einem Mann in einem heftigen Zweikampf daran gehindert, die Bühne zu betreten. Eine Schlüsselszene des Werks, wenn nicht gar des theatra­lischen Schaffens Fabres.
Vier Tänzer tragen Frauen vor einer Projektion klassischer Kunst und hängenden Glühbirnen.

„1876“, fragt der Mann, immer wieder „1876“. Zuvor hat Fabre vermittelt, wie Theater aus seiner Sicht vor 1876 funktionierte – viel Routine, der Schauspieler verkörpert konkrete Rollen. 1876 ist das Uraufführungsjahr von Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“.
Eine Gruppe nackter Darsteller auf einer Bühne mit einem projizierten Gemälde im Hintergrund.

Mit der Beantwortung der Frage darf die Frau die Bühne betreten, ein bei Fabre stets nahezu sakraler Raum. „Siegfrieds Trauermarsch“ zeigt er als Machtkampf zweier nackter Könige, grandios auch Szenen zu „Tristan und Isolde“ und Verknüpfungen zu „Salome“ von Richard Strauss.
Eine Gruppe von halbnackten Schauspielern während einer Theateraufführung.

Ein weiterer Schlüssel zur Interpretation des Gesamtkunstwerkbegriffs tut sich auf. Im Hintergrund werden meist theatralische Gemälde und Ausschnitte u.a. von Michelangelo, Ingres und Khnopff eingeblendet.
Eine Frau im Hemd trägt einen Mann mit Lorbeerkranz vor einer projizierten Szene.

Sie erfahren durch Fabres Blick eine manchmal ironische, oft zauberhafte Weiterführung und Interpretation.
Ein Mann im Anzug sitzt auf einem Stuhl, während eine nackte Person sich davor abstützt und die Hand hebt.

Die Performer werden dabei in einer an körperliche Grenzen führenden tour de force zu Boten von Utopien.

KURIER-Wertung: ***** von *****

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