ImpulsTanz 2014: Eröffnungskick von Heinz Fischer

So still die Ehrengarde des Österreichischen Bundesheeres steht, so beweglich zeigt sich mitunter ihr Oberbefehlshaber: Bei der Eröffnung des ImPulsTanz-Festivals in der Wiener Hofburg am Dienstagabend stand abseits der Performances zum Fünf-Jahres-Jubiläum des "Bundesministeriums für Bewegungsangelegenheiten" (BMfB) der tanzende, trommelnde, kickende Bundespräsident Heinz Fischer im Mittelpunkt:
Zum bereits dritten Mal wurde das Wiener Tanzfestival, das am Donnerstag regulär mit Alain Platels Produktion "tauberbach" startet und bis 17. August mit rund 90 Vorstellungen und 240 Workshops aufwartet, vom Bundespräsidenten mit einem feierlichen Empfang persönlich eröffnet - für Festivalleiter Karl Regensburger eine "ehrenvolle Tradition", wie er bei seinen Begrüßungsworten vor rund 250 Gästen strahlend anmerkte. Mit der Bespielung von gleich neun Räumen der Präsidentschaftskanzlei durch Choreografin Amanda Pina und Medienkünstler Daniel Zimmermann anlässlich des Jubiläums ihres Performance-Projekts, dem BMfB, freute man sich aber doch über deutlich größere Ausmaße. "Dementsprechend Danke an den Bundespräsidenten für sein kundiges Interesse an Bewegungsangelegenheiten", so Regensburger.
Die Gründung des BMfB stieß bei Heinz Fischer auf offene Ohren. Sein Berater für Wissenschaft, Kunst und Kultur, Meinhard Rauchensteiner, war es, der das Projekt vor fünf Jahren in die Hofburg brachte und dessen eigene "Hymne" an diesem Abend mit u.a. Zimmermann und Pina vor Gästen wie Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ), Choreografen Chris Haring und Doris Uhlich, Künstler Erwin Wurm oder Ex-Politikerin Heide Schmidt vortrug - tanzend, versteht sich, nicht singend, "als Hommage an alle Formen körperlicher Bewegung". In Zeiten von gesellschaftlicher Normierung, in der man auf der Rolltreppe rechts zu stehen und links zu gehen habe, sei es das Ziel des Ministeriums, "freie, unerwartete Bewegung zu fördern", so Rauchensteiner. Und, wie Zimmermann es formuliert, die "Kunst der schrankenlosen Bewegung zum Wohlbefinden aller Bürger" zu feiern.
Ministerielle Tanzaktivitäten
Die aktuellen ministeriellen Aktivitäten zur "Erhaltung und Entwicklung des Potenzials körperlicher Bewegungen" wurden sogleich in neun prunkvollen Räumen vorgestellt: Vom Tanz bedrohter menschlicher Bewegungen unter dem Kristallluster im Spiegelsaal und der Unmöglichkeit des "Nicht-Bewegens" anhand der strammstehenden Garde vor einem riesigen Porträt Maria Theresias bis zu den Selbstverteidigungs-Tänzen des mexikanischen "Instituto Nacional de Asuntos del Movimiento" im Jagdzimmer, der Darbietung "typisch österreichischer Handlungsmuster" im Pietra-Dura-Zimmer oder dem passionierten Fahnenschwingern von Vater und Sohn Kobel, ihres Zeichens jüngste und älteste Schweizer Meister im Fahnenschwingen, im Rosenzimmer.
Bundeshymne keine "tiefreichende Problematik"
Am Rande der Eröffnung äußerte sich Heinz Fischer auch erstmals zur neu aufgeflammten Debatte um die Bundeshymne. "Ich glaube, dass das keine sehr fundierte und tiefreichende Problematik ist", so Fischer am Dienstagabend zur APA. "Man kann den einen oder anderen Standpunkt vertreten." Losgetreten hatte die Debatte Andreas Gabalier, der bei seiner Interpretation der Bundeshymne auf den veralteten Text ohne "Töchter" beharrte.
"Man kann sagen: Höchste Zeit, dass man einen Schritt weitergeht und nicht nur die Männer, sondern auch die Frauen erwähnt, nicht nur die Söhne, sondern auch die Töchter", so Fischer. "Oder man kann auch den Standpunkt vertreten: An einer Hymne darf man auch 200 Jahre später nichts ändern. Aber streiten zahlt sich meines Erachtens deshalb nicht aus." Die Hymne wie bei der Eröffnungsperformance des "Bundesministeriums für Bewegungsangelegenheiten" zu tanzen statt zu singen, halte er jedenfalls für keine Alternative. "Ich glaube nicht, dass damit eine Ruhe wäre."
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