Der Retter der Polaroids

Zwei Polaroidfotos: ein Porträt und eine Person beim Baseballspiel.
Vor fünf Jahren rettete der Wiener Florian Kaps die Sofortbildfotografie vor dem Untergang. Heuer will er mehr als 1 Million Polaroid-Filme produzieren.

Als 2008 die Firma Polaroid das Ende ihrer Produktion bekannt gab, sahen viele schon das Ende der Sofortbildfotografie. Dank dem Wiener Florian Kaps, mutigen Investoren und jeder Menge Verhandlungsgeschick, konnte ein Stück Fotogeschichte gerettet werden. Unmögliches wurde mit dem "Impossible Project" möglich. Der Innovator der analogen Fotografie im Interview.

KURIER: 5 Jahre Impossible: Wie kam es zur Idee, dieses Projekt zu starten? Woher kam die Motivation?
Florian Kaps:
Es war eigentlich keine Idee, sondern eine Notwendigkeit. Wir haben uns seit 2004 mit dem Thema beschäftigt, die Online-Plattform und einen Online-Shop gegründet. Wir haben schnell gemerkt, das sich sehr viele Junge mit dem Thema beschäftigen und die Nachfrage nach dem Material enorm ist. Als Polaroid dann das Ende bekannt gab, war es keine große Entscheidung, sondern eine Sache, die man machen musste. Die Leute haben mich immer gefragt: „Wie verrückt muss man sein, dass man sowas macht?“ Ich hab immer geantwortet: „Wie verrückt muss man sein, sowas nicht zu machen?“

Warum dann der Name “Impossible Project”?
Das hat auch Polaroid erfunden. Die haben bei den ganzen Verhandlungen immer gesagt: "Es ist unmöglich, das wieder zu machen. Wir können Dir deswegen auch die Fabrik nicht verkaufen." Ich hab dann gesagt: "Okay, ich nenn' sogar meine Firma 'Unmöglich' oder "Impossible' - aber gebt uns die Chance, das herauszufinden".

Ein Mann mit dunklem Haar und Hemd blickt zur Seite.
Was waren die größten Herausforderungen?
Wassind die größten Herausforderungen muss man da sagen. Das sind immer noch sehr viele. Wir sind immer noch das "Impossible Project." Viel haben wir gelöst. Sicher waren die größten Herausforderungen neue Farbmoleküle zu finden und zu synthetisieren, sowie viele andere technische Probleme. Ein großes Problem war und ist noch immer die Finanzierung. Wie kann ich den Aufbau einer solchen Firma bzw. einer kompletten Produktionsstraße finanzieren? Und auch dieser Ansatz: Wie kann ich diesen weltweiten Vertrieb aufbauen? Wie erreiche ich die Leute, die sich für das Material interessieren? Es sind viele Herausforderungen, ehrlich gesagt mehr, als wir uns damals gedacht haben.

Die Qualität war ja am Anfang auch nicht immer so zuverlässig. Ging man mit einer unausgereiften Technik auf den Markt?
Absolut. Das haben wir aber auch immer ehrlich kommuniziert. Wir haben etwas gemacht, das Polaroid nie hätte machen können: Mit einem viertel, halb, dreiviertelfertigen Produkt, eigentlich einem Entwicklungsprodukt, in den Markt zu gehen. Das war aber auch immer die Message an die Kunden. Wir haben gesagt: Okay, das ist unser erstes Produkt, so gut können wir es momentan machen, schaut es euch an und helft uns das Produkt zu verstehen, zu testen und weiterzuentwickeln.

Früher waren auch zehn Bilder in einem Film, warum jetzt nur noch acht?
Das geht leider nicht anders. Unsere neuen Materialien – das Positiv und das Negativ – sind dicker als das alte Material. Das hat unterschiedliche chemische und technische Gründe. Deswegen passen eigentlich nur acht Fotos in die Packung.

Ist der Preis ein Problem? Die Filme kosten ja heute mehr als früher.
Das glaube ich nicht. Ich glaube, der Preis ist ein wichtiger Bestandteil unseres Produkts. Einerseits ist der Preis einfach eine mathematische Summe aus all diesen unglaublich aufwändigen Schritten, um die Filme herzustellen. Es wird ja auch noch sehr viel von Hand gemacht. Man muss dem Produkt auch seine Wertigkeit geben. Da jedes Foto im Prinzip zwei Euro kostet, überlegt man sich auch ganz genau, wann man den Auslöser drückt. Damit hat man auch eine enge Beziehung zu dem Bild. Wir versuchen natürlich, in Zukunft den Film billiger zu machen. Polaroid hat damals 25 Millionen Stück produziert, unser Ziel ist es, in diesem Jahr die 1-Millionen-Grenze zu erreichen.

Fotos aus dem "Impossible Project"

Eine Frau steht mit einem Bündel Luftballons vor einer roten Telefonzelle.

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Der Himmel mit Wolken spiegelt sich in der Glasfassade eines Gebäudes.

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Eine lächelnde Frau liegt auf dem Rücken, die Augen geschlossen.

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Eine Frau befestigt eine glitzernde Haarspange im Haar.

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Ein Ast mit gelb-grünen Blättern vor einem roten Backsteingebäude.

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Ein Mann mit Bart und Sonnenbrille blickt in die Ferne.

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Das „Rae's Restaurant“ ist nachts mit Neonreklame beleuchtet.

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Ein Mädchen mit bunten Ostereiern im Hintergrund.

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Eine Zitrone und eine Tasse stehen auf einem Teller.

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Ein Mann mit Bart und Brille trägt eine rote Kappe mit einem Abzeichen.

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Ein junges Mädchen hält einen Strauß gelber Löwenzahn vor dem Gesicht.

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Eine junge Frau ruht ihren Kopf auf ihren Händen neben einem Blumenstrauß.

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Schwarzweiß-Porträt eines Mannes mit Bart und kariertem Hemd.

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Ein gedeckter Tisch mit Getränken und Besteck in einem Restaurant.

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Ein Porträt eines Mannes mit dunklem Haar und einem karierten Hemd.

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Ein Baum mit weißen Blüten vor einem hellen Himmel.

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Zwei hohe Gebäude ragen in den Himmel, aufgenommen in Schwarzweiß.

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Ein kleiner Hund ruht auf einem gemusterten Sofa und hält ein Spielzeug im Maul.

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Eine junge Frau mit mehreren Halsketten in einem hellen Kleid.

Penny Felts-Nannini on PX 680 Color Protection.jpeg.jpg
Eine einzelne blaue Feder liegt auf einem Bett aus grünen Blättern.

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Ein Mädchen mit übergroßer Pilotenbrille posiert nachdenklich.

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Nahaufnahme einer orangefarbenen Zinnie mit gelber Mitte.

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Ein Mann mit hochgelegten Füßen schaut ein Baseballspiel an.

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Ist es nicht ein Problem, dass Polaroid keine Kameras mehr herstellt?
Als wir das Projekt gestartet haben, haben wir das nicht als Problem empfunden. Es sind geschätzte 200 Millionen Kameras über die ganze Welt verteilt. Das Problem, das wir dann kennengelernt haben, ist, dass sehr viele von diesen Kameras eigentlich schon sehr alt sind - mit vielen technischen Gebrechen. Zum Beispiel die Walzen.
Auf der anderen Seite ist uns auch klar geworden, dass diese Kamera für die Leute der 70er, 80er, 90er-Jahre entwickelt worden sind. Die heutigen Kunden sind komplett andere Personen in einer komplett anderen Welt. Deshalb haben wir begonnen, unsere eigene Hardware zu entwickeln. Mit ganz speziellen Möglichkeiten, für junge Leute die am digitalen Fotografieren interessiert sind.

Ein Impossible Sofortbild-Drucker mit einem iPhone darauf und Sofortbildfotos daneben.
Das Instant Lab?
Ja. Das Instant Lab ist natürlich ein radikaler Versuch, diese beiden Welten miteinander zu verschmelzen. Denn: Es ist überhaupt kein Kampf digital gegen analog. DieVinylschallplatte existiert ja sehr wohl noch und verkauft sich sehr gut neben den mp3 und CDs. Es ist ein miteinander, wo alles seine Positionierung hat. Und diese Kombination ist eigentlich etwas einzigartiges. Ich kann meine Lieblings-Digital-Bilder unkompliziert in ein hochwertiges analoges Polaroid verwandeln. Das ist ja fast so, als ob ich meine digitalen Lieblings-Musikfiles selber auf eine Vinyl brennen könnte.

"Beginn der privaten erotischen Fotografie"

Mittlerweile kopieren unzählige Apps den „ Polaroid“-Style. Ist das gut fürs Geschäft oder eher im Gegenteil?
Für uns ist es die beste Nachricht, die es geben kann, wenn die Menschen das Bedürfnis nach diesem analogen Geschmack haben. Instagram hat ja quasi nichts anderes gemacht als schöne digitale Bilder technisch zu „verhunzen“, um eben diese analogen Aspekte reinzubringen.

Was macht für Sie den besonderen Reiz am Polaroid aus?
Das kann ich nur zum Teil beantworten. Es ist eine absurde Kombination aus verschiedenen Aspekten, die auch für jeden anders sind. Man spricht immer von der Magie des Polaroids. Früher war es faszinierend, weil es das einzige Bild war, das sofort da war. Es war faszinierend, weil man private Momente ohne Einfluss von außen aufnehmen konnte. Es war der Beginn der privaten erotischen Fotografie, weil man halt nicht mehr den Film zum Entwickeln bringen musste. Und der Angestellte im Fotoladen mit einem Lächeln die Fotos rübergereicht hat und "Schöne Grüße an die Gemahlin" gesagt hat. Es hat ganze Berufsstände verändert, indem Reporter vom Tatort gleich mit fertigen Fotos in die Redaktion gekommen sind.
Das hat sich mittlerweile verändert. Es ist bei weitem nicht mehr das schnellste Bild, eigentlich ist es das langsamste. Gleichzeitig ist es aber immer noch ein Bild, dass analog ist – was als sehr angenehm empfunden wird. Und trotzdem muss man nicht warten und ist nicht abhängig von Labors, Chemikalien usw. Es löst irgendetwas aus, jeder beginnt es zu schütteln, keiner weiß warum.

Wird es Kameras geben?
Heuer ist noch eine Pinehole-Kamera geplant, wir wollen die beiden Extreme - Uranalog und Digital - realisieren. Nächstes Jahr haben wir uns eine richtige Kamera vorgenommen.

Wie sieht es auf finanzieller Seite aus: Rentiert sich das Projekt bzw. machen Sie Gewinn?
Es gibt immer zwei Aspekte: Operativ ja. Da kann man sagen, dass wir gut unterwegs sind. Wenn es um das Thema Vorfinanzierung geht, das Thema Entwicklung, muss man klar sagen, dass wir momentan mehr Geld investieren als einnehmen. Das wird Gott sei Dank von den Investoren gut unterstützt.

Wo sehen Sie Impossible in 20 Jahren?
Ich glaube, dass Impossible die Chance hat, eine ganz zentrale Rolle in der analogen Fotografie zu spielen. Eben in der Kombination aus analoger Faszination und analogem Bild und dem einfachen Zugang - weil alles in der Packung drin ist. Das hebt uns von allen anderen Firmen ab, die sich gerade wieder mit analoger Fotografie beschäftigen. Gleichzeitig will ich nicht die Weltherrschaft oder unglaubliches Wachstum. Ich glaube, dass die Größe der Firma, mit den Mitarbeitern und mit dem, was wir tun, nicht mehr allzu viel steigen sollte. Es wird natürlich immer ein Produkt für den Nischenmarkt sein.

Stichwort Umweltgedanke: Die Filme produzieren ja sehr viel Müll, gibt es da Ideen?
Da ist das große Thema natürlich die Batterien - das hat uns von Anfang an beschäftigt. Es ist leider eine wichtige Komponente bei den Filmen. Dieses Jahr haben wir dabei einen Durchbruch erreicht. Zum Beispiel wird in der neuen Hardware auch ein Akku eingebaut sein. Wir nehmen auch die Batterien zurück und recyceln sie. Aber, die Batterie muss schlussendlich aus der Kassette raus. Auf der chemischen Seite hingegen sind wir schon sehr umweltschonend. Denn es wird nur die Menge von Chemikalien verwendet, die für den Prozess notwendig ist. In Entwicklungslabors und Maschinen gibt es hingegen sehr viel Abfall.

Die wichtigste Frage zum Abschluss: Darf man schütteln?
Selbstverständlich. Bei uns darf man alles. Man kann's knittern, schütteln und föhnen. Es geht ja weniger um das perfekte Bild, es geht um das analogste Bild. Man muss sich nur darüber im Klaren sein, dass alles, was man mechanisch macht, auch eine Auswirkung auf die chemische Reaktion hat. Das macht aber eben auch die Spannung aus.

Eine Polaroid 636 Close-Up Kamera auf einer Verpackung mit Polaroid Spirit 600 CL Kamerasatz und Impossible PX 680 Film.
Gewinnspiel: Impossible Project und KURIER verlosen eine Polaroid 600 Kamera und zwei Farbfilme (siehe Bild). Ein Mail mit dem Betreff "Impossible" an kult(at)kurier.at genügt. Viel Glück!

Zur Person: Florian Kaps

Florian Kaps hat einen Doktor in Naturwissenschaften und war für die Lomographische Gesellschaft tätig. Seit 2004 beschäftigt er sich mit Polaroids. Zuerst vertrieb er nur die Filme und Kameras, bevor er 2008 das Impossible Project ins Leben rief, um weiterhin Filme zu produzieren.

Produziert wird in einer der aufgekauften Polaroid-Fabrik in Enschede, Niederlande. In Deutschland wurde gerade eine zweite Fabrik erworben, die Positive und Negative für die Film-Kassetten herstellt.

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