Im Bus zur Kreisverkehrskunst

Ein Kreisverkehr ist als Laufbahn mit vier Bahnen gestaltet.
Kunstvermittler führen zu Projekten in Niederösterreich.

Der Kreisverkehr auf dem Volksbankplatz in Gänserndorf muss der engste von ganz Österreich sein. Vielleicht wirkt es aber auch nur so, weil ihn der klobige Reisebus mehrmals umrundet, und für diese Ringelspielfahrt einfach an allen Ecken und Enden zu groß ist.

Es nicht so, dass der Busfahrer sich verfahren hätte. Ganz im Gegenteil: Man ist extra von der Autobahn abgefahren, um den besagten Kreisverkehr aufzusuchen. Der Grund? Kunst. Genauer gesagt: Eine "Landpartie zur Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich".

Ein Baum ist mit Heiligenstatuen und religiösen Bildern geschmückt.
Helmut und Johanna Kandl © Wolfgang Woessner
Die Kulturvermittlerinnen Johanna und Bärbl Zechner führen fünf Mal im Jahr von Wien Kunstinteressierte auf eine immer andere Route quer durch Niederösterreich, und laden zum Gespräch über die Besonderheiten der Kunst im öffentlichen Raum. Zum Beispiel über das eigentümliche Phänomen der Kreisverkehrskunst: Statt Blumenbepflanzung, Weinpressen und anderen Symbolen mit direktem regionalen Bezug findet sich in immer mehr Gemeinden auch zeitgenössische Kunst. Zum Beispiel die Arbeit "on the road" von Ulrike Lienbacher, die in Gänserndorf eine verkürzte, kreisrunde Laufbahn in die Mitte der Verkehrsinsel setzt.

Stehenbleiben

Eine Ansammlung von Betonformen unterschiedlicher Größe steht auf einer Wiese.
Tarek Zaki "O" Foto: Wolfgang Woessner
Oder die Arbeit des jungen ägyptischen Künstlers Tarek Zaki, der im Kreisverkehr bei Hagenbrunn 33 monumentale, geometrische Objekte durch die verwildernde Vegetation purzeln lässt. Hier stellt sich zunächst die Frage, wie man diese Kunst überhaupt konsumieren soll: Ein Halten im und um die Verkehrsinseln ist nicht vorgesehen. Doch nur im Vorbeifahren kann man dem Werk kaum die Aufmerksamkeit schenken, die es verdient. Die Landpartie probiert beides: Lienbacher wird umrundet, Zaki begangen. Beides fühlt sich ungewohnt und fast ein bisschen verboten an, sorgt aber für ein einprägsames Schauerlebnis.

Einer der heimeligeren Kunststandorte ist Weikendorf. Die Zweitausend-Seelen-Gemeinde an der Grenze von Marchfeld und Weinviertel beherbergt ein wohl einzigartiges Projekt. Der dort gelegene Kunstraum im ehemaligen Feuerwehrhaus wird alle drei Monate mit neuen Ausstellungen bespielt. Eine Jury aus Dorfbewohnern ist an der Auswahl der gezeigten Künstler beteiligt. Von Weikendorf führt der Weg auf eine Anhöhe zwischen Poysdorf und Wetzelsdorf. Dort schmiegt sich in Form von Oswald Oberhubers sechs Meter langer Stahlrohrskulptur "Hand mit Traube" an die starkbefahrene Landstraße: ein unverhohlenes Denkmal an die Weinkultur.

Die verschiedenen Stationen der Landpartie verdeutlichen: Geht es um zeitgenössische Kunst im ländlichen Raum, so prallen Welten auf einander. Doch wo es sich reibt, da entstehen neue Reflexe. Und somit an unverhofften Orten durchaus spannende Kunst.

Von Daniela Fasching

INFO: Anmeldung für die nächste Fahrt (24. Mai, 17 Euro, 15 Euro ermäßigt) noch am Donnerstag, unter 02742 9005 16273, Info auch unter www.publicart.at

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