Ildefonso Falcones: Historischer Beinschinken
Dass er ein geachteter Bürger von Barcelona wurde, verdankt Meister Arnau der Tatsache, sich vor niemandem verbeugt zu haben.
Er hat – Weltbestseller des Jahres 2007 – an der „Kathedrale des Meeres“ mitgebaut und Felsbrockengeschleppt für Santa Maria del Mar – gebaut vom Volk für das Volk. Arnau Estanyol schafft es vom Lastenträger bis zum Seekonsul und Besitzer einer Werft, und man hatte bei diesem traurigen Buch nie das Gefühl, der Autor will zu Tränen zwingen. Es wirkte nicht raffiniert. Es wirkte nur ... ziemlich gut.
Und warum ist Meister Arnau zurück?
Er ist zurückgekommen, weil
Ildefonso Falcones – der trotz des großen Erfolges Rechtsanwalt in Barcelona blieb – die Fortsetzung schrieb, „Die Erben der Erde“.
Warum ist Meister Arnau zurück?
Um im Jahr 1378 aus Rache unverzüglich vom verfeindeten Grafen zum Tod verurteilt und geköpft zu werden. Somit geht die neue Hauptrolle an den zwölfjährigen Hugo, der in Arnaus Werft von genuesischen Gefangenen lernen wollte, Schiffe zu bauen.
Immerhin weiß er, dass man sich niemals verneigt, auch wenn’s den Kopf kostet.
Nach dem Tod seines Gönners geht er bei einem jüdischen Winzer in die Lehre geht, und wenn nach mehr als 900 Romanseiten 44 Jahre vergangen sind, ist er der Besitzer eines Weinbergs.
Falcones ist nicht der virtuose Menschenmodellierer.
Aber er kennt die brutalen Gesetze des mittelalterlichen Kataloniens, er weiß von der Zerstörung des jüdischen Viertels und den vielen Morden an Juden, die nicht zum christlichen Glauben konvertierten.
In Falcones Panorama ist sozusagen viel Blut und Kerker ... und Wein, wobei der Wein mit Schnaps gemischt wurde, um einen höheren Alkoholgehalt zu erreichen und ihn außerdem länger haltbar zu machen.
Also: Wenn schon einen historischen Schinken, dann bitte einen Beinschinken = Ken Follett oder
Ildefonso Falcone
Ildefonso
Falcones: „Die Erben der Erde“
Übersetzt von
Michaela Messner, Laura
Haber und Carsten Regling.
C.
Bertelsmann.
925 Seiten.
25,70 Euro.
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