Gar nicht so einfach, denn die 1825 anlässlich der Krönung von Kaiser Karl X. komponierte, erheiternde Oper ist völlig handlungsarm und beschränkt sich auf die Schilderung einer aus halb Europa angereisten, bunten, teils noblen Gesellschaft, die eigentlich im Hotel zu „Goldenen Lilie“ in der französischen Provinz strandet, weil keine Pferde mehr zur Verfügung stehen.
Gecancelt
Hier im Heute ist es ein Flughafen auf der Drehbühne mit einer gläsernen Abflughalle samt Check-In-Schaltern, Rolltreppe und Gepäck-Förderband (Bühne: Alberto Beltrame), wo die Billig-Fluglinie namens „Goldene Lilie“ startet, in teils überzeichneten Kostümen (Elena Beccaro). Die Weiterreise zu den Krönungsfeierlichkeiten nach Reims scheitert, weil alle Flüge gecancelt sind. Es wird von der zum Teil exzentrisch, aufgeblasen gezeigten, bunten Gesellschaft in rasanten Tempi agiert, wobei der Regisseur die nationalen Klischees weidlich auskostet. Zum Schluss werden von einigen Protagonisten noch die Nationalhymnen vorgetragen und ein „Viva Europa“ gefeiert.
Zur szenischen Rasanz trägt auch Carlo Benedetto Cimento am Pult des Mozarteumorchesters Salzburg bei, der Rossinis geniale Partitur mit federndem Rhythmus und viel spritzigem Esprit kichern und funkeln lässt. Exzellent: die Soloflötistin und die Harfenistin.
Fast ohne Schwachstellen erlebt man das ungemein spielfreudige Sängerensemble mit extrem fordernden Arien, wobei sich alle Damen bei den halsbrecherischen Koloraturen auszeichnen: Anita Giovanna Rosati als glasklare Corinna, ungemein beweglich auch Katie Coventry als rein singende Marchesa Melibea sowie Nicole Lubinger als exzentrische Contessa Folleville. Amber Norelai gefällt als Madama Cortese. Über einen schönen lyrischen Tenor verfügt Hyunduk Kim als Belfiore. In schwindelnde Höhen klettern kann Theodore Browne (Conte Libenskof). Kraftvoll: George Humphreys (Lord Sidney), der mit EU-Fahne in der Anzugtasche dem Brexit nachweint. Gut: Daniele Macciantelli (Don Profondo) und Yevheniy Kapitula (Don Alvaro) und die vielen weiteren Partien. Sehr homogen agiert der Chor. Riesenjubel!
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