Hollywoods Blockbuster-Produzent Bruckheimer: "Ich wusste immer, wer gut ist"

„Pirates of the Caribbean“. „Beverly Hills Cop“. „Flashdance“. „American Gigolo“. „Top Gun“. „Bad Boys“. „Armageddon“. Dazu „CSI“ und zahlreiche weitere TV-Serien.
Alle inzwischen 120 Projekte aufzuzählen, die Jerry Bruckheimer im Laufe seiner 52-jährigen Karriere produziert hat, wäre müßig. Nur eins ist sicher: es gibt keinen Menschen auf dieser Welt, der noch nie eine Bruckheimer-Produktion gesehen hat. Er hat die Karrieren von Tom Cruise, Eddie Murphy, Will Smith und vielen anderen gestartet.
Sein Spitzname ist Mr. Blockbuster, denn fast alle seine Projekte wurden zu Riesenhits. Am Donnerstag wird Hollywoods Super-Producer 80 Jahre alt. Ans Aufhören denkt der aus Detroit stammende Filmliebhaber nicht. Im Gegenteil: da stehen noch „Bad Boys 4“ an. Und ein weiterer „Beverly Hills Cop“, drei TV-Serien und ein bis dato noch unbetiteltes Formel-1-Movie.
KURIER: Haben Sie schon als Kind in Detroit groß geträumt?
Ich hätte mir nie erträumen können, dass ich einmal diesen Job mache. Ich liebe meine Arbeit, ich liebe sie wirklich. Ich stehe in der Früh auf und freue mich auf den Tag. Ich liebe Filme. Ich liebe es, ins Kino zu gehen, liebe die Arbeit an der Drehbuchentwicklung, mit den Schauspielern, den Regisseuren. Ich versuche, jeden Tag mein Bestes zu geben, gute Leute zu engagieren und großartige Filme und TV-Serien zu produzieren.
Was macht einen erfolgreichen Produzenten aus?
Er muss selbst ein guter Geschichtenerzähler sein, sonst kann er ja eine gute Story gar nicht finden. Er muss Talent erkennen können. Ich wusste immer, wer gut sein würde, wer in den Film, in die Rolle passt. Ich meine, vor 30 Jahren ist Will Smith in mein Büro gekommen, er hatte gerade „Fresh Prince“ gemacht. Ich dachte, okay, TV ist ja ganz nett, aber der Typ ist ein Filmstar. Da hatte er noch keinen einzigen Film gemacht.
Werden Sie vor großen Produktionen noch nervös oder ist das längst Routine?
Oh, ich werde sehr nervös, glauben Sie mir. Ich hoffe immer aufs Beste und erwarte das Schlimmste. Damit bin ich immer gut gefahren.
Die Art Filme, die Sie machen, sind nicht gerade kostengünstig. Kann man diese hohen Budgets für Actionfilme noch rechtfertigen?
Mein erster Film, den ich in den 1970ern gemacht habe, hat eine Million Dollar gekostet. Mein Letzter um einiges mehr. Die Preise werden nie sinken, sondern immer nur steigen. Und solange ein Film ein Hit ist, rentiert sich das auch.
Haben Sie ein Gespür, dass etwas ein Hit wird?
Ja, aber das ist auch das Einzige, denn ich kann nicht vorhersagen was Ihnen gefällt, was anderen gefällt, sondern nur was bei mir ankommt. Ich finde auch die Idee, Trends vorauszusagen, Unsinn. Man kann Trends nicht ahnen. Und ich habe oft Filme gemacht, die gegen den damals gerade angesagten Trend gingen und trotzdem erfolgreich wurden. Ich merke, wenn ich etwas lese, ob es mich anspricht, ob ich weiterlesen will oder nicht. Und danach gehe ich.
Was halten Sie von Künstlicher Intelligenz und der Möglichkeit, Schauspieler zu kreieren und sich dadurch viel zu ersparen? Wenn jemand zu Ihnen käme mit einem Projekt und sagt, wir haben Johnny Depp, aber wir brauchen ihn nicht, wir erschaffen ihn einfach?
Naja, Johnny Depp wird man immer brauchen. Man kann Schauspieler nicht einfach loswerden. Erstens braucht man ihre Einwilligung oder die Einwilligung ihrer Erben im Fall, dass sie schon verstorben sind. Ich meine, man kann heute auch keinen Humphrey Bogart kreieren ohne diese Einwilligung.
Sie waren einer der ersten Actionfilmproduzenten, die Frauen in starken Rollen gezeigt haben, etwa Angelina Jolie in „Nur noch 60 Sekunden“. Gabe es da anfangs Gegenwind vom Studio?
Es ist ja nicht so, dass ich mich nicht durchsetzen kann. Ich mochte immer starke Frauen, warum sollen sie also nicht auf der Leinwand vorkommen dürfen. Ich habe das nie eingesehen. Aus heutiger Sicht habe ich viele Filme mit Männern in den Hauptrollen gemacht, die durchaus auch mit Frauen funktioniert hätten. Nur hat man die damals nicht finanziert bekommen. Bei Angelina und später auch Penelope Cruz und teilweise auch bei den diversen „CSI“ musste ich streiten und habe gewonnen.
Sie machen Filme und TV. Was sind die Vor- und Nachteile bei beiden?
Ich liebe Filme, aber sie dauern eine Ewigkeit. Beim Fernsehen weißt du, dass du spätestens neun Monate nach Drehbeginn am Bildschirm bist und innerhalb einer Woche, ob es ein Erfolg wird.
Heute macht Netflix Filme, die dann am Bildschirm anstatt auf der Leinwand landen. Was halten Sie davon?
Lassen Sie es mich so sagen: Es wird immer Filme geben, die man sich niemals am Fernsehbildschirm anschauen sollte.
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