"Heute"-Chefredakteur kritisiert Dichand

Der mit Ende März ausscheidende Chefredakteur der Gratiszeitung Heute, Wolfgang Ainetter, übt indirekt heftige Kritik an Herausgeberin Eva Dichand: "Kritischer, unabhängiger Journalismus ist aus meiner Sicht nicht mehr möglich gewesen", sagte Ainetter am Mittwoch auf Anfrage der APA.
Er reagierte damit auf Aussagen Dichands im Interview mit der Branchenzeitung Medianet. Die Herausgeberin hatte den Abgang Ainetters gegenüber Medianet damit begründet, dass ihr die Zeitung "zu `Bild`-ähnlich" geworden sei: "Wir möchten uns qualitativ aber ganz deutlich davon abgrenzen." Dichand weiters: "Wir möchten wieder eine ruhigere Zeitung haben. Eine, die sich ganz klar von Österreich abgrenzt, die können den Junk machen."
Leserbrief-Geschichte
"Bei den Gesprächen mit der Geschäftsführung ging es nie um die Frage der Qualität, sondern um die Frage der politischen und ökonomischen Einflussnahme auf die Redaktion, und dafür gibt es Zeugen", konterte
Ainetter nun. Den endgültigen Bruch mit der Heute-Führungsetage gab es seiner Schilderung nach in Folge einer Aufdecker-Geschichte, die die Sozialdemokraten schmerzhaft traf: "Das Fass zum Überlaufen brachte unsere Geschichte über gefälschte und erfundene Leserbriefe, die von der SPÖ-Parteizentrale jahrelang an diverse Zeitungsredaktionen verschickt wurden."
Die Zeitung hatte am 22. November eine Story mit dem Titel "Faymanns falsche Facebook-Freunde schreiben auch Leserbriefe" gebracht. Darin wurde geschildert, dass von einer Internet-Adresse der SPÖ massenweise Leserbriefe verschickt wurden, die unter falschem Namen erstellt wurden. Einen Tag später gab Ainetter seinen Rückzug bekannt. Wie er am Mittwoch erklärte, sei die einvernehmliche Trennung vom Unternehmen auf seine Initiative zustande gekommen.
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