"Herzensbrecher" und ja kein "Schrammel-Dullijö"

Der Weg zum Wienerlied schien vorgezeichnet: Über Michael Horowitz’ Kinderzimmer im Gemeindebau schrieb der Komponist Sepp Fellner Wienerisches. „In der Kellergass’n sitz’ i ganz verlass’n“, „s Finanzamt brennt“, und „Nussdorfer Sternderl“ wurden auf derselben Stiege, einen Stock über der Familie Horowitz komponiert.
Wie pädagogisch wertvoll das war, lässt sich rückblickend schwer sagen. Michael Horowitz wurde zunächst Journalist.
Die Leidenschaft für Wienerlieder erwachte erst Jahre später beim Heurigen wieder. Er sang – und die Gäste blieben. Das machte Mut. Horowitz, hauptberuflich Chefredakteur der KURIER-Freizeit, übte und sein Klavierbegleiter, ein Profimusiker, fasste Sympathien für den nicht mehr ganz jungen Schüler: „A richtiger Sänger wirst nie. Aber du hast a G’fühl. Es geht si aus.“
Dass er „a G’fühl“ hat, davon kann sich überzeugen, wer Horowitz auf seinen musikalisch-literarischen Reisen begleitet. Horowitz erzählt von der Kindheit im Gemeindebau, im Gänsehäufel und an anderen Schauplätzen seiner frühen Jahre. Berichtet von den jäh zerbrochenen blau-gelben Träumen, als er, elfjährig, von einer Fußballer-Karriere bei der „Vienna“ träumte. Das Kicker-Glück endete, bevor es richtig begonnen hatte. Das Talent reichte nicht und der Jugendtrainer rief dem Enttäuschten nach, er möge nicht vergessen, das Dress auszuziehen. So ist es, das „Goldene Wiener Herz“.
Köstlich und kostbar
Es gibt in Horowitz’ Programm aber nicht nur melancholische Erinnerungen an gestern. Es sind, wie Hugo Portisch es ausdrückte, „köstliche und kostbare Erinnerungen“, die Horowitz singend und erzählend ausgräbt. Und wenn er singt, dann ja kein „Schrammel-Dullijö“: Horowitz singt seine liebsten Wienerlieder, begleitet und neu arrangiert von der Jazz-Combo „Die Herzensbrecher“: Stefan Lechner (Piano), Michaela Brezovsky (Drums), Heidelinde Gratzl (Akkordeon), Alfred Stütz (Bass). Die stimmgewaltige Christine Brezovsky singt mit Horowitz einige Lieder im Duett. Als Special Guest: Melissa Coleman am Cello. Ein gelungenes musikalisches Experiment mit Liedern wie „Das Glück is a Vogerl“, „Ich hob die schönen Maderln net erfunden“, „Wann die Welt amal stirbt“ oder „Ich liassert Kirschen für di wachsen ...“
INFO: Das Goldene Wien. Michael Horowitz und die „ Herzensbrecher“. 3. August, 20 Uhr, Wiener Lustspielhaus
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