Helmut Richter 73-jährig verstorben

Helmut Richter 73-jährig verstorben
Richter zählte zu den prägenden Architektenpersönlichkeiten Österreichs. Er lotete die konstruktiven Möglichkeiten stets bis an die Grenzen aus.

Der österreichische Architekt Helmut Richter ist gestern, Sonntag, früh nach langer, schwerer Krankheit kurz nach seinem 73. Geburtstag in Wien gestorben. Das gab seine Frau, Architektin Silja Tillner, am Montag bekannt. Richter zählte in den vergangenen Jahrzehnten zu den prägenden Architektenpersönlichkeiten Österreichs und lehrte u.a. an der Technischen Universität (TU) Wien.

Geboren am 13. Juni 1941 in Graz, studierte Richter Architektur an der TU Graz, wo er Teil des legendären Zeichensaales der "Grazer Schule" war. Ein Auslandsstudium der Informationstheorie sowie der System- und Netzwerktheorie an der University of California in Los Angeles machte den Mathematikinteressierten vom "Baukünstler" zum "Ingenieurarchitekten". Früh befasste sich Richter Mitte der 80er Jahre mit neuen Baumaterialien und ging mit damals unerprobten Konstruktionen bereits über die aufkommende High-Tech-Architektur hinaus. Stets lotete Richter die konstruktiven Möglichkeiten bis an die Grenzen aus, nahm die Baustelle - sehr zum Missfallen mancher Bauherren - als Experimentierfeld wahr, vermied jeglichen Formalismus und stellte den Menschen ins Zentrum.

Hauptwerke

Helmut Richter 73-jährig verstorben
- BILD ZU APA 336 KI VON HEUTE - Mit der vom 22. Mai bis 29. Juni zugänglichen Schau "Das neue Schulhaus in Wien " nimmt das Künstlerhaus die Architektur wieder in ihr Ausstellungsprogramm auf. Auf unserem Bild Die Hauptschule Kinkplatz in Wien, 1993-1994, Architekt: Helmut Richter. APA-Photo: KÜNSTLERHAUS/PR
Als Hauptwerke zählen das Haus Königseder, das Richter als frühes, bahnbrechendes Hauptwerk mit Heidulf Gerngroß Ende der 70er Jahre realisierte, der Wohnbau auf den Gräf & Stift-Gründen im 19. Wiener Gemeindebezirk, die Wohnbebauung mit verglastem Laubengang in der Brunner Straße im 23. Bezirk, der Hauptschulbau mit verglastem Dreifachturnsaal im 14. Bezirk sowie seine Restaurants Kiang 1,2 und 3. In Wien, Venedig und Paris war Richter zudem als Ausstellungsarchitekt tätig, als sein bestimmendes Element galt Glas.
Helmut Richter 73-jährig verstorben
ZU APA 193 - Innenansicht des Restaurants "Kiang" des Architekten Helmut Richter, der den heurigen Adolf Loos Architekturpreis erhielt. APA-Photo: Rupert Steiner
Nachwirken wird Richters Schaffen vor allem durch seine Studierenden: Lehraufträge nahm er an der Ecole Nationale Supérieure des Beaux Arts in Paris, an der heutigen Universität für angewandte Kunst Wien, als Gastprofessor an der Gesamthochschule Kassel (heute Universität Kassel) sowie von 1991 bis 2007 an der TU Wien wahr. Während seiner 17 Jahre als Professor an der Abteilung für Hochbau 2 betreute er mehr als 500 Diplomarbeiten, lud internationale Architekten wie Richard Rodgers und Peter Cook zu Vorträgen und prägte die Universität mit unkonventionellen Lösungen. "Gesetze sind dazu da, hinterfragt zu werden" war nur einer der Sätze, die in Vorlesungen seine kritische Grundhaltung verdeutlichten.

"Helmut Richter war ein innovativer Architekt, dem Öffnung und internationale Anbindung stets ein wichtiges Anliegen war", reagierte Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny betroffen auf den Tod des Architekten. "Durch zahlreiche Bauten hat er das Wiener Stadtbild geprägt und maßgeblich dazu beigetragen, Wien das Gesicht einer weltoffenen Metropole zu verleihen. Kühne Entwürfe und moderne Materialien kennzeichneten sein Werk, insbesondere Licht und Glas bestimmten seine Ästhetik. Im Mittelpunkt seiner hellen, transparenten Gebäude standen der Mensch und seine Bedürfnisse. Helmut Richter beeinflusste nicht nur als Architekt, sondern auch als äußerst produktiver Lehrer Generationen von Studierenden. Aufbauend auf seinen eigenen zahlreichen Arbeitserfahrungen im Ausland fungierte er als wichtiger Mittler zwischen lokalen und internationalen Diskursen und Szenen. Dabei agierte er immer zutiefst menschlich, indem er seine SchülerInnen und KollegInnen unterstützte und sie als Verbündete betrachtete", schloss Mailath.

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