Trotz zwei Wochen coronabedingten Probenausfall hat er das Werk zeitgerecht zur Premiere gebracht. Das ist schon erstaunlich, andere Häuser hätten sicher den Termin verschoben.
Und das geht nur mit einem hoch motivierten Ensemble und eisernem Willen. Komposition und Gesangstexte stammen von Jerry Herman, der auch für „La Cage Aux Folles“ verantwortlich ist und immerhin die berühmte LGBT-Hymne „Ich bin, was ich bin“ beinhaltet.
„Hallo, Dolly!“ ist insgesamt stärker. Das Stück basiert auf Thorton Wilders „The Matchmaker“ („Die Heiratsvermittlerin“), das wiederum auf Nestroys „Einen Jux will er sich machen“ zurückgreift. Das Musical wurde mit sieben Tony Awards 1964 ausgezeichnet. 1969 verfilme Gene Kelly den Stoff. Die fulminanten Hauptdarsteller waren Barbra Streisand und Walter Matthau. Louis Armstrong sang in einem Gastauftritt den Titelsong.
Die Inszenierung in Baden ist bewusst konventionell konzipiert, Lackner verzichtet auf Modernismen, die letztlich unnötig sind. Patricia Nessy als Dolly Levay spielt und singt ihre Partie überzeugend. Andreas Steppan als Horace Vandergelder könnte noch griesgrämiger sein. Für Tempo und gute Laune sorgen Martin Fischerauer und insbesondere Ricardo Frenzel Baudisch als Cornelius und Barnaby.
Mit viel Charme spielt Valerie Luksch die Hutmacherin Irene Molloy. Iva Schell (Molly) ist gut besetzt.
Das Bühnenbild hat Manfred Waba clever gelöst und die Kostüme von Friederike Friedrich sind stilsicher, bunt und elegant. Blendend und zurückhaltend spielt das Orchester der Bühne Baden unter Franz Josef Breznig. Die Feinheiten der detailreich orchestrierten Partitur kommen voll zur Geltung. Ein schöner und angenehmer Abend, was will man mehr? Sicher ein Publikumshit.
Markus Spiegel
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