"Hallo, Dolly!" in Baden: Ein bewusst konventioneller Publikumshit

Ein Mann im Smoking und eine Frau mit Federhut sitzen an einem Tisch während einer Theateraufführung.
„Hallo, Dolly!“ am Stadttheater Baden.

Was für eine Wohltat! Nostalgie pur, aber gut aufgefrischt. Verstaubt? Keineswegs! Den Klassiker der amerikanischen Musicalliteratur „Hallo, Dolly!“ kann man jetzt im Stadttheater Baden erleben. Der Hausherr selbst, der Intendant Michael Lackner, führt Regie.

Trotz zwei Wochen coronabedingten Probenausfall hat er das Werk zeitgerecht zur Premiere gebracht. Das ist schon erstaunlich, andere Häuser hätten sicher den Termin verschoben.

Und das geht nur mit einem hoch motivierten Ensemble und eisernem Willen. Komposition und Gesangstexte stammen von Jerry Herman, der auch für „La Cage Aux Folles“ verantwortlich ist und immerhin die berühmte LGBT-Hymne „Ich bin, was ich bin“ beinhaltet.

Eine Gruppe von Darstellern sitzt auf einer Treppe während einer Bühnenaufführung.

Nestroy auf Umwegen

„Hallo, Dolly!“ ist insgesamt stärker. Das Stück basiert auf Thorton Wilders „The Matchmaker“ („Die Heiratsvermittlerin“), das wiederum auf Nestroys „Einen Jux will er sich machen“ zurückgreift. Das Musical wurde mit sieben Tony Awards 1964 ausgezeichnet. 1969 verfilme Gene Kelly den Stoff. Die fulminanten Hauptdarsteller waren Barbra Streisand und Walter Matthau. Louis Armstrong sang in einem Gastauftritt den Titelsong.

Die Inszenierung in Baden ist bewusst konventionell konzipiert, Lackner verzichtet auf Modernismen, die letztlich unnötig sind. Patricia Nessy als Dolly Levay spielt und singt ihre Partie überzeugend. Andreas Steppan als Horace Vandergelder könnte noch griesgrämiger sein. Für Tempo und gute Laune sorgen Martin Fischerauer und insbesondere Ricardo Frenzel Baudisch als Cornelius und Barnaby.

Eine Frau in einem grünen Kleid gestikuliert auf einer Theaterbühne mit einem Mann im Frack.

Mit viel Charme spielt Valerie Luksch die Hutmacherin Irene Molloy. Iva Schell (Molly) ist gut besetzt.

Das Bühnenbild hat Manfred Waba clever gelöst und die Kostüme von Friederike Friedrich sind stilsicher, bunt und elegant. Blendend und zurückhaltend spielt das Orchester der Bühne Baden unter Franz Josef Breznig. Die Feinheiten der detailreich orchestrierten Partitur kommen voll zur Geltung. Ein schöner und angenehmer Abend, was will man mehr? Sicher ein Publikumshit.

Markus Spiegel

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