Haag darf Venedig werden

"Zerbinettas Befreiung" beim Theatersommer Haag: Charmanter Abend mit südlichem Flair

Eine Gondel gleitet über den Stadtplatz von Haag. Auf die Bühne hat Sam Madwar ein anmutig verspieltes Venedig gestellt. Intendant Christoph Wagner-Trenkwitz feiert seinen Einstand beim Theatersommer mit Herzmanovsky-Orlandos Komödie "Zerbinettas Befreiung", das sich in Alexander Kuchinkas musikalischer Umsetzung zu einer Art Commedia-dell’arte-Musical entwickelt.

Der arrogante Pantalone hat Sorgen: einerseits will sich sein Mündel Zerbinetta nicht mit dem langweiligen Stubengelehrten Tiburzio verheiraten lassen, sondern liebt Brighella. Andererseits fühlt man sich in Venedig durch eine feindliche Macht bedroht. Doch statt des befürchteten Türken-Einfalls trifft die Fürstin von Cythera, der Geburtsinsel der Liebesgöttin Venus, ein. Sie setzt im Finale die Vereinigung Zerbinettas und Brighellas durch. Cornelia Horak ironisiert die Szene mit Augenzwinkern.

Flott

All die Turbulenzen dazwischen lässt Kuchinka (auch Regie) flott abschnurren. Florentin Groll stattet Pantalone mit bornierter Arroganz aus, Michaela Schausberger ist eine selbstbewusste Zerbinetta, Evelyn Ruzicka eine kesse Colombine. Boris Eders Brighella umweht ein Hauch von Nestroy. Als Bambagiante bedient Marco di Sapia köstlich das Klischee des mediterranen Aufreißers, als Tiburzio Georg Wacks das des abgehobenen Langweilers. Lachsalven erntet Marcus Ganser für den aufschneiderischen Capitano Tartaglia. Der Intendant selbst lässt den Apotheker Novotny ziemlich dumm dreinschauen.

Kuchinkas Musikalität zaubert aus Trompete, Harmonium und Laute stilistisch abwechslungsreiche Klänge voll von Anspielungen und Zitaten. Ein charmanter Abend, der trotz der Temperaturen südliches Flair atmet.

KURIER-Wertung:

von Barbara Pálffy

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