Grüße an die Grammys vom Planeten Kanye West

Grüße an die Grammys vom Planeten Kanye West
Der außer Kontrolle geratene Rapstar muss gar keinen Grammy kriegen, um allgegenwärtig zu sein.

Der US-amerikanische Rapper Kanye West hat ohnehin schon eher keine Minderwertigkeitsprobleme. Nun aber kann er sich endgültig mit einem der größten Pop-Superstars überhaupt messen, wenn auch in einer außermusikalischen Art und Weise: Seit Michael Jackson hat es wohl keinen Musiker mehr gegeben, der so sehr in seiner eigenen Welt lebt.

Die ist normalerweise weit entfernt.

Doch der Planet Kanye West kam dieser Tage unserer Erde so nah, dass wir hinüberblinzeln durften. Es gab – und gibt – dort Verwunderliches zu sehen und zu erleben.

Ein Album etwa, das mit allem Pomp bei einer New Yorker Fashion-Show präsentiert wurde und dann kurz zum Verkauf stand – nur um dann wieder aus dem Handel genommen zu werden. West wolle lieber doch noch an "The Life of Pablo" arbeiten, ließ der Musiker gegen jede Vermarktungslogik und auch gegen die Erwartungen der Fans wissen.

Ebenso, dass er mit vielen, vielen Millionen Euro in der Kreide steht. Und dass er es eine gute Idee findet, ausgerechnet auf Twitter den Gründer der Konkurrenz-Plattform Facebook, Mark Zuckerberg, um eine Milliarde Dollar zu bitten.

Kunstfigur

West – verheiratet mit der Society-Königin Kim Kardashian – ist eine Hip-Hop-Kunstfigur, die so tut, als wäre sie außer Kontrolle geraten, und nun außer Kontrolle geraten ist. Und damit dann erst wieder Erfolg hat: Er bestimmt, Grammys hin oder her, die popkulturelle Konversation.

Ein Phänomen, irgendwo zwischen Hysterie, Euphorie und Selbstüberschätzung.

Oder das weltengroße Ego ist einfach Realitätssinn. Denn Nachrichten vom Planeten West sind, egal wie trivial, flächendeckend Gesprächsstoff, vor allem auf den Sozialmedien, die West verbissen wie kaum jemand anderer zur Selbstvermarktung nützt.

So musste das damals noch unveröffentlichte Album mehrere öffentliche Titelideen über sich ergehen lassen, "So Help Me God", "Swish" und "Waves" waren im Angebot.

Egal?

Nein, West bestimmte damit tagelang die Sozialmedien. Ebenso mit jedem Anwurf, den er in Richtung Taylor Swift richtet. 2009 stürmte er, Swift beleidigend, auf die Bühne der MTV Awards; auf dem neuen Album fantasiert West nun darüber, dass er Swift berühmt gemacht habe und vielleicht mit ihr Sex haben könnte. Die Popsängerin wiederum richtete West nun von der Grammy-Bühne herunter aus, dass sie ihn auch nicht leiwand findet. Und spätestens da gerät der Planet West wieder außer Reichweite. Bis bald!

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