Großer Diagonale-Spielfilm-Preis an "Der letzte Tanz"

Ein junger Pfleger legt einer älteren Dame tröstend die Hand auf die Schulter.
Bester Dokumentarfilm "Those Who Go Those Who Stay" von Ruth Beckermann. Schauspielerpreise an Erni Mangold und Gerhard Liebmann.

Der letzte Tanz" von Regisseur Houchang Allahyari hat bei der Diagonale den Preis für den besten Spielfilm gewonnen. Zum besten Dokumentarfilm des Filmfestivals wurde am Samstagabend in Graz Ruth Beckermanns "Those Who Go Those Who Stay" gekürt. Beide Preise sind mit je 15.000 Euro (plus 6.000 Euro an Sachpreisen) dotiert. Die Schauspielpreise gingen an Erni Mangold und Gerhard Liebmann.

Der Große Diagonale-Preis für Houchang Allahyaris "Der letzte Tanz" zeichne einen Künstler aus, "der mit großem Mut ein aktuelles Thema aufgreift", hieß es in der Begründung der Jury. Der Film erzählt von einem Zivildiener, der für einen vermeintlich unakzeptablen Akt der Liebe und der Menschlichkeit ausgeschlossen wird. Trotz der sterilen unfilmischen Orte Pflegestation, Gefängnis und Rechtsanwaltskanzlei gelinge es ihm "mit einfachen filmischen Mitteln eine ergreifende Dramatik zu entwickeln". Neben dem Preisgeld des Landes Steiermark gehen mit der Auszeichnung Gutscheine in der Höhe von weiteren 6.000 Euro einher.

Große Zärtlichkeit

Die Dokumentarfilm-Jury würdigte "Those Who Go Those Who Stay" von Ruth Beckermann als einen Film der "eine große Zärtlichkeit für die Menschen, die in ihm vorkommen", habe - "für die, die nicht bleiben können, wo sie sind, und deswegen große Mühsal auf sich nehmen, und für die, die vielen Widrigkeiten zum Trotz ausharren".

Die Schauspielpreise (je 3.000 Euro) gingen an Erni Mangold für ihre Rolle in "Der letzte Tanz" sowie Gerhard Liebmann für seine Darstellungskunst in den drei Filmen "Blutgletscher", "Das finstere Tal" sowie "Bad Fucking". Der Publikumspreis (3.000 Euro) ging an die junge Regisseurin Gloria Dürnberger für "Das Kind in der Schachtel".

Vergeben wurden ferner der von der Stadt Graz vergebene Diagonale-Preis für "Innovatives Kino" (6.000 Euro plus 4.500 Euro an Sachpreisen), den Lukas Marxt für seinen Experimentalfilm "High Tide" erhielt. Stefan Bohun sicherte sich mit "Musik" den Diagonale-Preis in der Kategorie Kurzspielfilm von Servus TV (4.000 Euro). Den Preis in der Sparte Kurzdokumentarfilm der Jury der Diözese Graz-Seckau (4.000 Euro) bekam Antoinette Zwirchmayr für "Der Zuhälter und seine Trophäen". Den Preis der Jugendjury des Landes Steiermark - dotiert mit ebenfalls 4.000 Euro - haben Britta Schoening, Michaela Taschek und Sandra Wollner für "Uns geht es gut" gewonnen.

Ein Mann mit Hut und Bart in einem dunklen Mantel steht im Schnee.
Den Preis für die beste Bildgestaltung (je. 4.000 Euro) erhielten Thomas W. Kiennast für"Das finstere Tal"sowie Joerg Burger und Attila Boa für "Das große Museum". Den Preis für den besten Schnitt (je 3.000 Euro) holten sich Karina Ressler für den Spielfilm "Oktober November" bzw. Dieter Pichler für "Das große Museum". Weitere Preise gingen an Christina Schaffer für ihr Szenenbild in "Fieber" bzw. Theresa Ebner-Lazek für ihr Kostümbild in "Die Werkstürmer" (je 3.000 Euro), ebenso wie Christoph Amann sowie Jose Miguel Enriquez und Alejandro de Icaza für ihr Sounddesign bei "Shirley - Visions of Reality" bzw. " Calle Lopez" (je 2.000). Den Preis für "Innovative Produktionsleistung" (10.000 Euro) teilen sich die Prisma Film- und Fernsehproduktion für "Alphabet" und die Dor Film für "Der Letzte der Ungerechten".

Am Beginn der Leistungsschau des österreichischen Films stand ein Hilferuf der Filmschaffenden in Form eines Protestvideos. Eine Kürzung der ORF-Mittel für heimische Produktionen könnte demnach die Branche in ihren Grundfesten erschüttern.

Nachdem es im Vorjahr einige starke Spielfilm-Premieren gab, rückten dieses Jahr die Dokumentationen in den Blickpunkt, wofür schon der Eröffnungsfilm "Das große Museum" die Richtung wies. Stark akklamiert wurde "Everyday Rebellion", in dem die Riahi-Brüder mit Verve die Erfolgsmethoden gewaltloser Widerstandsbewegungen wie Occupy Wall Street oder Femen zeigen. Dass nicht nur fünfjährige Recherchearbeit, sondern auch das Mitfilmen beim Nordkap-Trip mit den grantigen Großeltern effektvoll sein kann, zeigte die Doku "Sitzfleisch" der Jungfilmerin Lisa Weber.

Gleich mehrere bemerkenswerte Künstlerporträts waren zu sehen. Fotograf Erich Lessing wurde von Tizza Covi und Rainer Frimmel über einen längeren Zeitraum "vor die Kamera" geholt, während die Schriftstellerin Ilse Aichinger von Christine Nagel mit einem zärtlichen Erinnerungsbild aus Prosa und persönlicher Geschichte gewürdigt wurde ("Wo ich wohne"). Eine Wiederentdeckung bot das pulsierende Porträt "D.U.D.A!" über den schrägen Tiroler Komponisten Werner Pirchner, dessen Ö1-Jingles täglich im Radio zu hören sind.

Spielfilme

Auch im Spielfilmbereich waren bemerkenswerte Arbeiten zu sehen: etwa Elfi Mikeschs poetische Bilderflut "Fieber", aber auch interessante Komödien. "Über-Ich und Du" von Benjamin Heisenberg ist ein gelungenes Spiel mit dem Genre – und bietet ein köstliches Buddy-Duo (Georg Friedrich und André Wilms). Und in ihrem Spielfilmdebüt "High Performance" lässt Johanna Moder die unterschiedlichen Lebensentwürfe zweier Brüder auf intelligente Weise aufeinanderprallen.

Großer Diagonale-Preis Spielfilm
Houchang Allahyari für Der letzte Tanz

Großer Diagonale-Preis Dokumentarfilm
Ruth Beckermann für Those who go Those who stay

Diagonale-Preis Innovatives Kino
Lukas Marxt für High Tide
Lobende Erwähnung: Josephine Ahnelt für Wasser aus Korn

Diagonale-Preis Kurzspielfilm
Stefan Bohun für Musik
Lobende Erwähnung: Alexandra Makarová für SOLA

Diagonale-Preis Kurzdokumentarfilm
Antoinette Zwirchmayr für Der Zuhälter und seine Trophäen

Diagonale-Preis der Jugendjury
Britta Schoening, Michaela Taschek und Sandra Wollner für Uns geht es gut

Diagonale-Preis Bildgestaltung des Verbandes Österr. Kameraleute AAC
Thomas W. Kiennast für Das finstere Tal (Spielfilm)
Joerg Burger und Attila Boa für Das große Museum (Dokumentarfilm)

Diagonale-Preis Schnitt des Verbandes Film- und Videoschnitt aea
Karina Ressler für Oktober November (Spielfilm)
Dieter Pichler für Das große Museum (Dokumentarfilm)

Diagonale-Preis Sounddesign des Verbandes Österreichischer Sounddesigner/innen
VOESD

Christoph Amann für Shirley – Visions of Reality (Sounddesign Spielfilm)
José Miguel Enriquez und Alejandro de Icaza für Calle López (Sounddesign Dokumentarfilm)

Diagonale-Preis Szenenbild und Kostümbild
des Verbandes Österreichischer Filmausstatter/innen
Christina Schaffer für Fieber (Szenenbild Spielfilm)
Theresa Ebner-Lazek für Die Werkstürmer (Kostümbild Spielfilm)

Diagonale-Publikumspreis
Gloria Dürnberger für Das Kind in der Schachtel

Diagonale-Schauspielpreis in Kooperation mit der VDFS
Erni Mangold für Der letzte Tanz
Gerhard Liebmann für Blutgletscher, Das finstere Tal und Bad Fucking

Preis Innovative Produktionsleistung
Prisma Film- und Fernsehproduktion für Alphabet und Dor Film für Der Letzte der Ungerechten

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