Ein Kontrapunkt zum Blick auf den "Waldbauern"

Vor 170 Jahren wurde „Waldbauernbub“ Peter Rosegger am Alpl bei Krieglach geboren. Quasi als Kontrapunkt zu jubiläumsspezifischen öffentlichen Huldigungen lenkt das „GrazMuseum“ in einer kleinen Schau den Blick auf Roseggers Leben in Graz, wo der „Heimatdichter“ den Großteil seines Lebens zubrachte – und auf die Stammtischrunde „Krug zum Grünen Kranze“, wo auch Antisemitismus und Antifeminismus hochgehalten wurden.
Keine Lesebrille
„Kleinoschegs Altdeutsche Weinstube ,Im Krug zum grünen Kranze‘“ in der Grazer Herrengasse war ab 1881 Treffpunkt einer Gruppe von Grazer Künstlern, Journalisten, Wissenschaftlern, Anwälten, Architekten. Die Debatten geben einen guten Einblick in das Gedankengut des ausgehenden 19. Jahrhunderts; und damit zugleich ein indirektes Bild der Stadt zur Jahrhundertwende. „Graz hat sich als die deutscheste Stadt der Monarchie verstanden“, schilderte Otto Hochreiter, der Direktor des Grazer Stadtmuseums. Rosegger galt als „Nukleus des Stammtisches“.
Eine „meist deutsch-national, vielfach antisemitisch und überwiegend kulturkonservative Männertischgesellschaft, deren Mitglieder wichtige Positionen im Kulturleben besetzten“, sei dieses Netzwerk im „Grünen Kranze“ gewesen.
Die Gestaltung der von der Germanistin Hildegard Kernmayer und der Schriftstellerin Olga Flor kuratierten Einraum-Ausstellung lässt keine nostalgischen Gefühle aufkommen: Keine Lesebrille, kein Spazierstock, ja nicht einmal eine Schreibfeder des Dichters werden vorgeführt. „Wir wollten nicht, dass sich die Relikte aus seinem Alltag vor den Inhalt seines Werkes drängen, denn nur das ist es, was uns heute noch interessieren sollte“, so Hochreiter.
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