Grazer "La Strada"-Festival startete schwerelos

Eine Theaterszene mit Tänzern vor einer Küchenkulisse.
Straßenkunstfestival startete mit Tanzakrobatik von "The 7 Fingers". Buntes Programm bis 8. August.

Nicht zum ersten Mal ist das "Internationale Festival für Straßenkunst und Figurentheater - La Strada" mit der im französischsprachigen Kanada basierten Multikulti-Truppe "The 7 Fingers" gestartet. Diese servierte dem Premierenpublikum in der Grazer Oper unter ihrem Rahmenmotto "Cuisine & Confessions" zumindest in punkto Tanz und Akrobatik am Freitagabend nahezu perfekte Unterhaltung.

Selten konnte man bisher in der steirischen Hauptstadt eine derart professionelle Demonstration von geschmeidigen, ästhetisch choreografiertem und hochakrobatischem "Neuem Zirkus" bewundern. Den neun Protagonisten, drei Damen und fünf Herren, gelang es, mit ihren sagenhaft schwerelos wirkenden Darbietungen, die Premierengäste zu begeistern und immer wieder zu heftigen Akklamationen bis hin zur Standing Ovation am Schluss hinzureißen.

Matter Rahmenschmäh

Näher betrachtet hatte der Abend aber auch seine Schwachstellen: Der "Schmäh" der überleitenden Moderationen hielt sich in engen Grenzen, ebenso wie die großteils aufgesetzt wirkende Einbindung des Publikums. Nicht besser wurde dies durch die über weite Strecken so gut wie unverständlichen Moderationen und Texte der Künstler, egal ob sie in bemühtem Deutsch, auf kaum weniger akzentbehaftetem Englisch oder überhaupt in Staccato-muttersprachlichen Kaskaden daherkamen.

Die im Programmtitel angekündigten Bekenntnisse ("Confessions") der Künstler mit angeblichen oder echten biografischen Offenlegungen fielen belanglos bis eine Spur peinlich aus. Etwa, wenn ein aus Argentinien stammendes Mitglied der Truppe erzählt, wie sein Vater von Junta-Schergen zuhause abgeholt wird um auf Nimmerwiedersehen in einem Konzentrationslager zu verschwinden, wird die Tragik der Geschichte mit spektakulären, aber in ihrer traumatischen Motivation ziemlich unglaubwürdigen Turnübungen auf der Stange illustriert.

Mit "Straßenkunst" im engeren Sinn hat das Ganze angesichts der satten Normalkartenpreise zwischen 36 und 48 Euro und des gewählten Aufführungsortes, dem altehrwürdigen, bürgerliche Atmosphäre verströmenden Grazer Opernhaus, sowieso nichts zu tun.

Fast wie ein Hohn mag es dem einen oder der anderen vorkommen, wenn die Künstler das durchwegs gut situiert wirkende Publikum am Ende des Abends zu der während der Performance gekochten Gratispasta auf die Bühne bitten, während auf der wirklichen Straße kaum Hundert Meter weit weg in die eine Richtung die regelmäßige Obdachlosen-Essensausgabe stattfindet und ebenso weit weg in die andere Richtung im Stadtpark der Drogenhandel blüht.

(Von Andreas Stangl/ APA)

INFO: " La Strada - Internationales Festival für Straßenkunst und Figurentheater": Von 1. bis 8. August in Graz.
Programm-Infos und Tickets unter www.lastrada.at.

160 Vorstellungen, davon rund 70 Prozent bei freiem Eintritt in Graz, aber auch mit Gastvorstellungen in Stainz, Weiz und Leibnitz: Vom 31. Juli bis zum 8. August wird das Grazer Straßentheaterfestival " La Strada" wieder etliche Plätze und Straßen in eine Bühne verwandeln. Eröffnet wird mit der kanadischen Truppe The 7 Fingers in der Grazer Oper, hieß es am Dienstag bei der Programmpräsentation.

Insgesamt 24 Produktionen wird das Grazer Festival " La Strada", das sich dem Straßentheater, Figurentheater, dem neuen Zirkus und der Community Art verschrieben hat, zur Aufführung bringen. "Neun davon sind von uns koproduziert", schilderte Festivalleiter Werner Schrempf. Die Produktionen der eingeladenen Künstlergruppen thematisieren das Leben in der Stadt, vor allem wird in diesem Jahr der Mensch in seinen unterschiedlichen Lebensphasen in den Mittelpunkt gestellt.

Den Beginn macht am Abend des 31. Juli die kanadische Compagnie The 7 Fingers mit ihrer Performance "Cuisine & Confessions": "Es ist eine Produktion, die auf den Geschichten aus dem Leben der Darsteller basiert", schilderte Schrempf. Die Artisten, die neuen Zirkus, Pantomime und Tanztheater vereinen, werden mit ihrer Produktion an insgesamt sechs Terminen in der Grazer Oper zu sehen sein.

Der junge österreichische Puppenspieler Nikolaus Habjan (Schubert Theater Wien) wird mit seinem Stück "Becoming Peter Pan - An Epilogue to Michael Jackson" im Grazer Next Liberty zu Gast sein und das Leben des Musikers erneut lebendig werden lassen (1., 2. und 3. August). Habjans erster Lehrer und großer Inspirator - Neville Tranter - stellt mit seinem Stuffed Puppet Theatre u.a. "Mathilde" - eine Seniorin, die auf 60 Jahre ihres Lebens zurückblickt - auf die Bühne des Next Liberty (5. und 6. August).

Mit den Fragen, Erfahrungen, Ängsten und Hoffnungen des Älterwerdens in einer Welt, die der Jugend huldigt, setzen sich die zwischen 60 und 80 Jahre alten Künstler der französischen Compagnie Adhok auseinander. Sie werden dazu ihr Publikum auf einen rund halbstündigen Spaziergang durch Graz und das weststeirische Stainz mitnehmen.

Für Kinder wird im Lesliehof an mehreren Terminen bei freiem Eintritt u.a. "Der Räuber Hotzenplotz" in der Version des Figurentheaters Handmaids Berlin geboten. Hinter dem Titel "Pinguin People" des Grazer Theater Asou verbirgt sich ein "Theaterstück für Erwachsene und Kinder ab sechs Jahren über die Eiswelt im Umbruch" (ebenfalls Lesliehof).

In der Kaiserfeldgasse in der Grazer Innenstadt wird vom 5. bis 7. August zum "Open Dance" gebeten: Das serbische Quintett Beltango lässt traditionelle und zeitgemäße Tangoklänge durch die Straße wehen, das Ensemble Mas'ta bringt den Rebetiko nach Graz. Ganz zuletzt erobert das belgische Orchestre International du Vetex (7. August) die Straße und am Tag darauf den Grazer Hauptplatz (Schlussveranstaltung am 8. August, 22.00 Uhr)

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