"König der Chöre": Gotthilf Fischer, Leiter der Fischer-Chöre, gestorben

"Movie meets Media" in Hamburg
Er wurde 92 Jahre alt.

Gotthilf Fischer, der mit den von ihm gegründeten Fischer-Chören bekannt wurde, ist tot. Er wurde 92 Jahre alt. Er wurde in Deutschland als der "König der Chöre" bezeichnet. Kein anderer Dirigent in Deutschland brachte solche Massen zum Singen.

Am 11. Februar 1928 kam Fischer zur Welt. Der Taxifahrer, der seine Mutter zur Entbindung ins Krankenhaus brachte, hatte allerdings einen schweren Unfall, das Leben der Mutter und ihres noch Ungeborenen stand auf der Kippe. Doch beide überlebten. Und auf Drängen der Krankenschwestern bekam der Junge den Vornamen Gotthilf. Fischer glaubt, dass ihm der Name auch später half - er überlebte drei Flugzeugunglücke.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs übernahm der Autodidakt seinen ersten Chor. Mit zehn Sängern fing er an, nach 14 Tagen hatte er 80 Chormitglieder. „Weil da was los war“, sagte er einmal im Südwestrundfunk. Schon bald nahm er die ersten Lieder auf, was ihm im vergangenen Jahr eine in Deutschland bisher einmalige Ehrung brachte: Fischer wurde für 70 Jahre Tonaufnahmen ausgezeichnet.

Durchbruch in Deutschland

Der bundesweite Durchbruch gelang ihm in Folge des Grubenunglücks von Lengede 1963. Bei der Trauerfeier für die verstorbenen 29 Bergleute trat Fischer erstmals mit einem Chor aus 200 Sängern im Fernsehen auf. Ab Ende der 60er-Jahre ging es dann Schlag auf Schlag. Die Fischer-Chöre bekamen immer wieder Fernsehauftritte.

Mehr als 16 Millionen Schallplatten und CDs konnte Fischer im Lauf seiner Karriere absetzen - und das, obwohl er vor allem bekannte Volkslieder wie „Hoch auf dem gelben Wagen“ oder oft stark religiös geprägte Eigenkompositionen singen ließ. Doch Fischer ist ein Mann der Massen: Der Deutsche Fußballbund engagierte ihn 1974 mit seinen Chören für das Beiprogramm zum Weltmeisterschaftsfinale Deutschland gegen Holland. Hunderte Millionen Menschen sahen weltweit zu.

Für Fischer begann seine erfolgreichste Phase, er gehörte laut Umfragen zu den bekanntesten Deutschen. In New York sangen die Fischer-Chöre beim Abschiedsspiel von Franz Beckenbauer. Vor dem Weißen Haus in Washington traten sie für US-Präsident Jimmy Carter auf, der den Chorleiter prompt empfing.

Singen als Friedensmission

Fischer betrieb das Singen immer auch als eine Art Friedensmission, was ihm neben Zuneigung auch viel Spott einbrachte. Als „Heile-Welt-Meister“ betitelte der „Spiegel“ die Fischer-Chöre: So reiste der Protestant mit Sonderzügen zu Weltfriedensfahrten in den Vatikan, wo ihn Papst Paul VI. ebenso wie später Johannes Paul II. begrüßte. Einen öffentlichen Auftrag zu diesen Reisen hatte Fischer nicht - er machte sie auf eigene Initiative.
„Wenn mir einer sagt, es geht nicht, dann geht alles - dann wache ich erst mal auf“, sagte er einmal über seine unerschütterliche Zuversicht. Kritiker sehen dagegen vor allem eine enorme Geschäftstüchtigkeit des Schwaben als Triebfeder. Berührungsängste kannte Fischer bei seinem Drängen in die Öffentlichkeit jedenfalls nicht. Er ging als Gast zu „Big Brother“ und nahm im Jahr 2000 an der Love-Parade teil.

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