Gott-Begräbnis: „Halte mir da oben einen Platz frei“

Gott-Begräbnis: „Halte mir da oben einen Platz frei“
Zahlreiche Politiker und Künstler erwiesen dem Ausnahmemusiker die letzte Ehre.

„Halte mir dort oben einen Platz frei, ich hätte einen wirklich guten jüdischen Witz für Dich.“ Mit diesen Worten nahm die begnadete Komödiantin Jiřina Bohdalová, eine der populärsten Schauspielerinnen Tschechiens, am Samstag im Prager Veitsdom Abschied von ihrem „lebenslangen Freund“ Karel Gott.

Er selbst habe ihr die „unendlich schwere Aufgabe“ zugeteilt, die Trauerrede zu halten. Es war nicht der einzige Moment, an dem man erkennen konnte, wie sehr der am 1. Oktober im Alter von 80 Jahren verstorbene Sänger sein eigenes Requiem vorbereitet hatte.

Gott-Begräbnis: „Halte mir da oben einen Platz frei“

Es trug seine Handschrift. Eine der Fürbitten lautete etwa: „Beten wir für die Erhaltung der Freiheit und schätzen wir dieses kostbare Geschenk.“ Sie wurde von Dagmar Havlová vorgetragen, der Witwe des Dichter-Präsidenten Vaclav Havel.

Karel Gotts behandelnder Arzt las aus der Bibel vor, „so wie ich es für ihn auch am Krankenbett gemacht habe“. Zwei Krankenschwestern reichten dem Prager Erzbischof Hostien und Wein.

Leergekaufte Geschäfte

Die live im Fernsehen übertragene Seelenmesse in Tschechiens größtem Gotteshaus setzte den Schlusspunkt unter zahllose Trauerveranstaltungen im ganzen Land. Am Freitag waren fast 50.000 Menschen an Karel Gotts Sarg vorbeidefiliert, der im Sofienpalais aufgebahrt war. Sie kamen aus alle Teilen der ehemaligen Tschechoslowakei, auch viele deutsche Fans reihten sich in den langen Zug ein.

Die Blumengeschäfte in der Prager Innenstadt wurden leergekauft. Am Samstag war Staatstrauer angeordnet, die Fahnen wurden im ganzen Land auf halbmast gesetzt. Bei prachtvollem Herbstwetter zogen Gott-Fans auf den Hradschin, um auf zwei riesigen Bildschirmen die Direktübertragung aus der Kathedrale zu verfolgen.

In die geschichtsträchtige Kirche, in der Böhmens Herrscher bestattet sind, wurden nur geladene Gäste eingelassen.

Gotts 43-jährige Witwe Ivana führte ihre Töchter Charlotte (13) und Nelly (11) an der Hand. Auch die beiden älteren Töchter des Schlagerstars aus früheren Beziehungen waren gekommen. Tschechiens Präsident Miloš Zeman und Premier Andrej Babiš erwiesen dem Sänger ebenso die letzte Ehre wie der slowakische Regierungschef Peter Pellegrini, zahlreiche Parlamentarier, die Crème de la Crème aus dem kulturellen und öffentlichen Leben.

In den Nachrufen wurde vor allem die Universalität von Karel Gott hervorgehoben. Der gelernte Elektriker hatte am Prager Konservatorium drei Jahre lang Operngesang studiert. Während er im deutschsprachigen Ausland vor allem für seine Schlager bekannt wurde, sang er auch Popmusik und machte den Rock ’n’ Roll in der Tschechoslowakei populär.

Gott-Begräbnis: „Halte mir da oben einen Platz frei“

Sein riesiges Repertoire umfasste Swing, Jazz, Country ebenso wie klassische Musik und Volkslieder. Karel Gott sang in fünf Sprachen. Von seinen rund 120 Tonträgern sollen 30 Millionen Stück verkauft worden sein. Sein meistverkauftes Album sang er auf Russisch ein.

Im Ausland wurde Karel Gott als die „goldene Stimme aus Prag“ oder auch als „Sinatra des Ostens“ bezeichnet.

In seiner Heimat nannten ihn die Menschen nur „Maestro“.

Gotts letzte Hymne

Die in seiner Muttersprache gesungenen Texte wurden oft von den besten Autoren geschrieben, sind tiefsinnig und Teil des Nationalguts geworden. Das erklärt seinen über 60 Jahre anhaltenden Erfolg und die Dimension der Trauer.

Sein letzter Song „Die Herzen erloschen nicht“, den er gemeinsam mit seiner Tochter Charlotte schon im Angesicht des Todes eingesungen hatte, ist in Tschechien mittlerweile zur Hymne aufgestiegen. Karel Gotts Version von „Amazing Grace“ erklang auch noch einmal, als die Soldaten der Burgwache seinen Sarg aus der Kathedrale trugen.

Sein Publikum verabschiedete sich von seinem Idol im Burghof mit anhaltendem Applaus. Wo Karel Gott seine letzte Ruhestätte findet, wurde vorerst noch nicht bekanntgegeben.

von Jana Patsch

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