Goldene Adele: Viel hängt am neuen Album

Selbst Adele hatte Angst, und mit ihr ein ganzer Haufen an weniger bekannten Menschen aus der Popbranche. Angst, dass sich der einzigartige Erfolg von "21" nicht wiederholen würde. 30 Millionen Alben hat die Britin von ihrem überraschenden Welterfolg (2012) verkauft. Es wurde das meistverkaufte seit 2000, hat insgesamt u.a. "Abbey Road" von den Beatles überholt. Und in ihrer Heimat Großbritannien wurden von "21" mehr Stück abgesetzt als vom epochalen Pink-Floyd-Album "The Dark Side Of The Moon".
Dann war erstmal Pause; "Das letzte Album geriet so außer Kontrolle", sagte sie nun zur New York Times, "ich war verschreckt".
Nun aber kehrt die Britin zurück. Und am neuen Album "25" (ab kommendem Freitag im Handel) hängt nicht nur ihre eigene Karriere, sondern ein großer Brocken dessen, was vom Musikbusiness übrig geblieben ist.
Einflussreich
Adele ist zwar fern der Schrillheit, mit der Madonna einst jedes Tabu brach, das ihr in den Weg kam. Fern auch der Exaltiertheit von Lady Gaga oder Miley Cyrus. Aber sie ist ganz, ganz oben, die wohl beliebteste Popsängerin des bisherigen 21. Jahrhunderts. Und gemeinsam mit Taylor Swift hat sie jenen Einfluss, den einst Madonna hatte und dann lange niemand mehr. "25" wird, egal ob es ganz an den Mega-Erfolg von "21" anschließen kann, das wohl größte Album des Jahres. Alleine in der ersten Woche könnten bis zu zwei Millionen Alben verkauft werden; das sind Zahlen, die das gramgebeugte und internetgeschädigte Musikbusiness seit Britney Spears nicht mehr gesehen hat.
Wenn Adele spricht, hört die Branche daher zu. Und Adele hat Ungewöhnliches zu sagen: Sie ist nämlich gegen Vieles, was für Popstars längst als selbstverständlich gilt. Ungewöhnlich ist nicht nur, dass Adele rohe, ungefilterte, ungeschminkte Emotion ins Zentrum ihrer Alben stellt: Bei "21" u.a. den Zorn rund um enttäuschte Liebe, bei "25" nun die Lebensveränderung durch Schwangerschaft und die Liebe zu ihrem Kind.
Sie hat auch jeden Werbevertrag abgelehnt, und damit auf Millionengagen verzichtet. "Nagellack, Schuhe, Taschen, Modelinien, Haarprodukte, Filmrollen, Autos, Uhren, Fluglinien, Buchverträge: Mir wurde alles angeboten", sagt Adele, 27 Jahre alt (ihre Alben sind nach ihrem jeweiligen Alter beim Songwriting benannt).
Musik ist wertvoll
Und sie verweigert sich dem permanenten Kniefall vor dem Gratisangebot, den viele Musiker heute vollziehen müssen: Adele besteht darauf, dass Musik zu fairen Preisen verkauft, vor allem auch: gekauft werden muss. Sie legt sich u.a. mit dem Streaming an, das auch erfolgreiche Musiker mit Cent-Bruchteilen pro Hörer abspeist. So will Adele, dass "25" nicht Teil des Gratisangebots von Spotify und anderen Streamingdiensten ist, sondern nur zahlenden Hörern zur Verfügung steht.
Ein Tabubruch für das boomende Geschäftsmodell der Online-Musikanbieter. Adele hat dabei gute Karten: Mit "Hello", der ersten Auskopplung aus "25", bricht Adele Adkins (so ihr voller Name) einen Online-Rekord nach dem anderen. 50 Millionen Mal wurde "Hello" innerhalb von 48 Stunden auf YouTube angesehen. Kein Wunder, dass also erstmal alles auf einen weiteren Welterfolg mit "25" hofft. Ein wirklicher Megaseller zum Jahresausklang wäre gut für die Moral der Branche, deren jüngste Verkaufszahlen wieder wenig rosig waren. Wie es bei Adeles Alben "36", "49" oder gar "65" mit dem Musik-Business aussieht, darüber kann man dann ja auch später nachdenken.
Kommentare