"Gestern waren wir noch Kinder": Eben noch der "beste Papa der Welt"

Von Emilia Beutler
Wie kann es zu einem Femizid kommen? Mit dieser Frage beschäftigt sich die deutsche Serie „Gestern waren wir noch Kinder“. Am Mittwoch und Donnerstag (jeweils ab 20.15) sind alle sieben Folgen auf ORF 1 zu sehen.
Die Klettmanns sind eine Vorzeigefamilie: Vater Peter, erfolgreicher Anwalt, führt mit seiner Frau Anna, die sich als Hausfrau liebevoll um die drei gemeinsamen Kinder kümmert, in einem Vorort von München eine scheinbar glückliche Beziehung. Doch dann ändert sich mit einem Schlag der Traum von der heilen Familie: An ihrem 44. Geburtstag ersticht Peter seine Frau (Maria Simon) und landet in U-Haft.
Die Serie zeigt Rückblenden in Peters komplizierte Vergangenheit als junger Erwachsener, der sogar einen Suizidversuch unternimmt. In der Gegenwart sieht man, wie die jetzt 18-jährige Tochter Vivi nach dem Tod der Mutter ums Sorgerecht für ihre Geschwister kämpft.
Autorin Natalie Scharf legt großen Wert darauf, aus Sicht der Figuren heraus zu erzählen, um so deren Handeln besser zu verstehen. „Die Idee, bei Protagonisten wie auch Nebenfiguren das Trauma und den Trigger ihrer Kindheit in den Fokus zu stellen, faszinierte mich“, sagt Scharf, selbst Tochter eines Psychiaters, im ZDF. „Ich wusste, dass ich irgendwann eine Serie schreiben wollte, in der die Zuschauerinnen und Zuschauer die Figuren besser kennenlernen sollten als diese sich selbst.“, meint die Autorin, die für die Serie mit dem deutschen Fernsehpreis fürs beste Drehbuch ausgezeichnet wurde.

Düstere Vergangenheit: Damian Hardung als junger Peter Klettmann
Tragisch und humorvoll
Die Serie glänzt neben dem Wechsel zwischen Zeitebenen und dem Genre-Mix aus düster-tragischen bis humorvoll-lebensbejahenden Szenen auch mit feinem Casting: Neben Torben Liebrecht (als älterer Peter), Damian Hardung (der „Maxton Hall“-Star spielt den jungen Peter) ist die Influencerin und Schauspiel-Newcomerin Julia Beautx als Vivian zu sehen. „Besonders spannend fand ich es, den schnellen, tiefen Fall, den Vivian erlebt, und die damit einhergehende Entwicklung zu einer jungen, starken Frau aus der Not heraus zu entwickeln“, sagt die 26-Jährige über ihre Rolle. „Ich kann mich gut hineinversetzen, in was für ein Loch man fällt, wie betrogen und alleingelassen man sich von seinem Vater fühlt, von dem man gestern noch dachte, er wäre der beste Papa der Welt.“
Beautx, die für ihre Rolle 2023 mit einer KURIER ROMY als „Entdeckung“ ausgezeichnet wurde, konnte durch ihre große Reichweite auf Social Media auch viele junge Zuschauer für die Serie begeistern. Nach ihrer Veröffentlichung Ende 2022 wurde „Gestern waren wir noch Kinder“ mit insgesamt 21 Millionen Aufrufen zum bis dahin meistgenutzten Angebot der ZDF-Mediathek.
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