Sexy, hässlich, attraktiv: Rapperin Ashnikko kostet das volle Spektrum aus
„Ich kann es halt nicht lassen, Charaktere und fantastische Welten zu kreieren“, kichert Ashnikko. Die als Ashton Nicole Casey geborene Rapperin, deren wilder Stil Hip-Hop mit Punk, Pop und Industrial mischt, erzählte 2023 auf ihrem Debüt-Album „Weedkiller“ die Story von Feen, die in einer dystopischen Welt von Maschinen verdrängt werden.
Die 29-Jährige packte damals nicht nur ihre Vorliebe für Fantasy-Filme, sondern auch ihre Kommentare zu Themen wie Unterdrückung, Umwelt und Automatisierung in das Märchen.
Rollenspiel
Im KURIER-Interview beschrieb sie ihr eben erschienenes zweites Album „Smoochies“ als viel persönlicher, als Sammlung von Tagebucheinträgen. Nur, um kurz darauf zu erklären, dass sie dafür in die Rolle der „Sunday Smooch“ schlüpft.
„Eigentlich ist Sunday Smooch nichts anderes als meine Persönlichkeit – übertrieben“, erklärt Ashnikko. „,Sunday Smooch“ ist sexy und unglaublich lustig. Eine Frohnatur, die gerne anderen hilft und extrem viel Energie hat. Sie ist die Frau, die dir, wenn du sie am Klo in einem Club triffst, einen Tampon gibt. Sie hat zehn Snacks in ihrer Mary-Poppins-Handtasche und bietet dir einen an, während sie dir über den Rücken streichelt, wenn du über deinen Ex weinst. Sie ist aber auch nuttig, dreckig und respektlos, eine groteske Figur.“
Der größte Unterschied zu ihr selbst, erklärt Ashnikko, sei, dass sie nicht so viel Energie habe. „Ich bin jemand, der gerne zu Hause ist und Ruhe hat.“
Den Songs von „Smoochies“ merkt man das keine Sekunde lang an. Unbändige Energie und explizite Erzählungen zu Party-Abenden oder sexuellen Erlebnissen ziehen sich durch das Album. In „Itty Bitty“ erzählt Ashnikko, wie sie ausgeht, nachdem sie von ihrer Freundin verlassen wurde: In einem Minirock, der ihr das Gefühl von Kraft gibt, sodass sie sich im Hinterzimmer des Clubs sexuelle Befriedigung holen kann.
Im Song dem gehe es darum, die „aufregenden, erotischen Möglichkeiten“ auszutesten, die man nach einer Trennung wieder genießen kann, sagt sie. „Ich mache das aber nur für mich. Ich will wissen, wie ich zu meiner Sexualität stehe, wenn ich nicht beobachtet und objektiviert werde. Ich will das ganze Spektrum auskosten und genauso dreckig, hässlich und nuttig sein dürfen, wie sexy, attraktiv und schön. Es frustriert mich, dass Frauen immer noch anders angesehen werden als Männer und dafür verurteilt werden, wenn sie allen Aspekten ihrer Sexualität Ausdruck verleihen.“
Nuttig, hässlich, attraktiv
Das besingt sie in dem Song „It Girl“, in dem sie das immer adrette It Girl in sich umbringen will: „Als Frau wird einem das Gefühl gegeben, dass man in einer Währung von Schönheit handeln muss“, erklärt sie. „Das finde ich extrem ermüdend. Manchmal habe ich Momente der Klarheit, in denen ich denke, was mache ich eigentlich? Ich will nicht nur hübsch sein. Aber ich spiele das Spiel auch mit, und das ist keine Schande. Das ist etwas, zu dem Frauen gezwungen werden.“
Deshalb hat Ashnikko Stars wie Gwen Stefani, Missy Elliott, Kelis und Lady Gaga zum Vorbild. Aber nicht nur wegen deren Rolle in der Öffentlichkeit und dem Frauenbild, das sie vermittelten: „Sie waren alle autonom, authentisch und haben Kraft und Souveränität ausgestrahlt. Aber sie hatten alle auch ihren eigenen Sound, der mich umgehauen hat.“
Nicht nur deshalb war Ashnikko überglücklich, als sie von Billie Eilish gebeten wurde, bei deren Australien-Tournee das Vorprogramm zu bestreiten. „Das war die beste Supporttour, die ich je hatte“, erzählt sie. „Weil Billie drei oder vier Mal an einem Ort auftritt, hatten wir Zeit, zu wandern und bei Wasserfällen zu klettern. Aber auch weil Billie und ihr Team so lieb und zuvorkommend waren und uns auf Augenhöhe behandelt haben. Ich hatte auch schon Support-Slots, die ein Albtraum waren, weil man mir deutlich gezeigt hat, dass das nicht meine Bühne ist. Aber mit Billie war es einfach ein Traum.“
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