Drassls Rolle in „Das Netz der Camorra – Der Gejagte“ wird man jedenfalls nicht so einfach vergessen. Die Südtirolerin spielt in dem TV-Mafia-Thriller (ServusTV/ZDF) die hochschwangere Mafiapatin Antonia Romano, die bittere Rache am Winzer Matteo DeCanin (Tobias Moretti) nehmen möchte. Dabei beeindruckt der frühere „Vorstadtweiber“-Star mit Eiseskälte.
Ob es ihre bisher heftigste Rolle war?
Drassl: „Das weiß ich nicht. Aber als ich sie gelesen hab’, dachte ich: Ja Wahnsinn! Ich war total froh, dass man mir das angeboten hat.“
Die Rolle sei eine große Herausforderung gewesen, sie habe sich einen ganzen Sommer darauf vorbereitet, etwa mit Büchern über Frauen in der Mafia. „Ich hab richtig gezittert“, sagt sie. „Beim Dreh konnte ich viel Verständnis dafür entwickeln, weil die Prozesse innerhalb der Mafia, so brutal sie sind, alle System haben. Wenn man da hineingeboren wird, ist es unglaublich schwierig, sich dem zu entziehen. Das musste ich erst verstehen, weil man sich natürlich fragt: Warum klinkt sie sich nicht einfach aus, kriegt ihr Kind und es ist gut?“
Für die herausragende Rolle wurde sie nun ein weiteres Mal für die ROMY-Publikumspreise nominiert. "Ich freu' mich sehr über die Nominierung und mit mir auch das gesamte Team von ,Der Gejagte'", sagt sie.
Immer wieder Südtirol
2006 bekam Drassl die ROMY als beliebtester weiblicher Shootingstar. Da war sie als Ensemble-Mitglied im Theater in der Josefstadt (ab 2002) bereits eine fixe Größe. Daneben spielte Drassl immer wieder ein breites Spektrum an Rollen in Kino und Fernsehen und gastierte auch in ihrer Heimat am Stadttheater Bozen.
Dorthin kehrt sie immer wieder gern zurück. „Ich versuche immer, die Beziehung aufrechtzuerhalten. Mir ist es schon sehr wichtig, hier zu sein. Ich bin einfach hier großgeworden. Theater und Kultur war immer schon ein großer Teil meines Lebens und sind auch hier wichtig.“
Zuletzt drehte sie auch zwei Mal in Südtirol. Für „ Netz der Camorra“ und für den Film „Persona non grata“, der eine fiktive Geschichte erzählt, die vom Werdegang der Nicola Werdenigg inspiriert ist. Die Ex-ÖSV-Rennläuferin berichtete im #MeToo-Jahr 2017 von Machtmissbrauch und sexualisierter Gewalt im heimischen Skisport und ihrer Vergewaltigung als 16-Jährige. In Tirol gab es keine Filmförderung, wie Regisseur Antonin Svoboda im KURIER sagte, daher drehte man südlich des Brenners.
„Ich hoffe sehr, dass wir darüber nachdenken, wie Systeme funktionieren und warum sie so funktionieren“, sagt Hauptdarstellerin Drassl über den Film. „Die Nicola ist eine unglaublich tolle, kluge Frau. Ich finde, dass auch immer ihr Ansatz ist: Wie können wir es besser machen? Damit Menschen nicht verletzt werden. Und ich hoffe sehr, dass wir es mit diesem Film schaffen, dass man sich darüber Gedanken macht.“
Drassl begleitet das Thema schon seit zwei Jahren – durch ihre Rolle in Calle Fuhrs Stück „Heldenplätze“ fürs Volkstheater. Darin geht es um Toni Sailer, über ihn sind posthum Missbrauchsvorwürfe laut geworden.
Ob das Stück über den Skihelden polarisiert habe?
„Es sind schon hin und wieder Leute während des Stücks gegangen, aber nur vereinzelt“, berichtet Drassl. Es gehe nicht um eine Anprangerung Sailers, sondern: „Er ist der Held meiner Figur. Man identifiziert sich mit der Figur und denkt sich: Was ist überhaupt ein Held? Wozu braucht man Helden im Alltag? Und was ist, wenn dieser Held etwas getan hat, was absolut falsch ist?“
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