"Gebrandmarkt": Netflix legt die Wurzeln des Rassismus in den USA frei
Sklaverei. In die Unabhängigkeitserklärung der USA hat Thomas Jefferson geschrieben: „Alle Menschen sind gleich.“ So wirklich dran geglaubt hat er nicht. Er hatte Hunderte Sklaven, über schwarze Frauen hat er sich abfällig geäußert. Obwohl sie ihn an Orang-Utans erinnerten, hat er doch einige Kinder mit einer solchen Frau gezeugt. Deswegen sagt eine der an sich nüchternen Wissenschafterinnen in der Netflix-Doku „Gebrandmarkt: Die wahre Geschichte des Rassismus in Amerika“ über Thomas Jefferson: „Er war voller Scheiße“. Seriöse Übersetzung: Jefferson lebte den Widerspruch, der für die ganze USA und ihre Geschichtsschreibung prägend ist.
Fokus auf Frauen
Die 90-minütige Dokumentation basiert auf dem gleichnamigen Sachbuch-Bestseller des Rassismusforschers Ibram X. Kendi. Außer ihm sind nur Frauen Kommentatorinnen. Sie erzählen, wie aus eigenständigen Yoruba, Fula, Mandika etc. nach der Verschleppung über den Atlantik eine gemeinsame Community entstand, entstehen musste. Sie erzählen, wie die ersten Chronisten des Sklavenhandels das brutale Verbrechen rechtfertigten: als „Seelenrettung“ für „tierähnliche Wesen“. Sie erklären, dass diese Beschreibung die Wurzel des Rassismus bis heute ist. Weil diese Deklaration der Minderwertigkeit über verschiedenste Wege bis hin zum Disneyfilm und selbst von schwarzen Musikern über die Jahrhunderte in Bildern verfestigt und erhalten blieb.
Vor allem der Fokus auf Frauen (etwa Poetin Phyllis Wheatley, die 1773 in Boston sieben weißen Männern in einer Anhörung beweisen musste, dass sie ihre Gedichte selbst geschrieben hat), macht die Doku sehenswert. Auch wenn sie, wie bei Netflix oft, bei genauerer Betrachtung manche Auslassung aufweist.
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