Garanča, Vargas, Schrott – drei Stars für einen Opernhit

Von Helmut Christian Mayer
„L’amour est un oiseau rebelle“ („Die Liebe ist ein wilder Vogel“): Nicht nur mit der perfekt gesungenen „Habanera“ fasziniert Elīna Garanča sondern den ganzen Abend in der Titelrolle von Georges Bizets „Carmen“. Samtig und kostbar funkelt ihr Mezzosopran, dem sie ausdrucksstark eine große Palette an Farben und Schattierungen zu entlocken weiß. Nur manchmal hätte man sich gerade für die Partie etwas mehr Temperament gewünscht.
Nach Ludwig van Beethovens „Fidelio“ 2020, und Giacomo Puccinis „Tosca“ 2021 wird jetzt mit dieser populären Oper die Freiluftbühne der Kasematten auf dem Grazer Schlossberg wieder von den „Grazer Spielstätten“ als Aufführungsort genutzt. Und auch heuer kann man sich wieder über ein wahres Staraufgebot freuen.
Denn Garanča zur Seite steht mit Ramón Vargas bei seinem Rollendebüt als Don José ein weiterer Topsänger auf der Bühne. Er singt ihn mit ungefährdeter Höhe und großem leidenschaftlichen Ausdruck, vor allem in der Finalszene.
Makelloses Musizieren
Erwin Schrott als Escamillo ist der dritte Topsänger im Bunde. Er zeigt den Torero als lässigen Macho und singt ihn sehr viril und kraftprotzend aber mit zu wenig Eleganz. Die weiteren Partien sind überwiegend mit Ensemblemitgliedern des Grazer Opernhaus besetzt.
Allen voran ist Tetiana Myius eine sehr mädchenhafte und innige Micaela. Josephine Renelt (Frasquita) und Andzelika Wisniewska (Mercédès) singen tadellos, wie auch die beiden Schmuggler Ivan Orescanin (Dancairo) und Mario Lerchenberger (Remendado). Markus Butter ist ein sehr knorriger Moralès, Daeho Kim ein stark grimassierender Zuniga.
Mitglieder des Chores der Grazer Oper (Leitung: Johannes Köhler) und der Kinderchor (Leitung: Andrea Fournier) singen makellos. Unter Marcus Merkel am Pult musizieren Mitglieder der Grazer Philharmoniker mit zügigen Tempi und viel Verve, wobei man sich teilweise ein Mehr an Akzenten, Leidenschaft und Feuer gewünscht hätte.
Gespielt wird vor dem Orchester in eigens angefertigten Kostümen (szenische Einrichtung: Elisabeth Thym) sehr intensiv: Leidenschaft, Koketterie und Eifersucht aber auch Spannung kommen voll zur Geltung! Stehende Ovationen!
Weitere Aufführungen gibt es noch heute, Dienstag und morgen. Die Vorstellungen sind allerdings ausverkauft. ORF III jedoch übertrug die erste Vorstellung live. Wer sie verpasst hat, kann sich „Carmen“ via www://tvthek.orf.at/Elebnis-Buehne ansehen.
Kommentare