Fußballvermarkter und Musicalchef: Rolf Deyhle ist tot

Porträt eines lächelnden älteren Mannes mit gemustertem Schal und grauem Sakko.
Er war einst Deutschlands größter Musicalchef. Am Freitag starb Rolf Deyhle im Alter von 75 Jahren.

Er war einst Deutschlands größter Musicalchef, der "Cats" oder "Phantom der Oper" auf die Bühne brachte. Am Freitag ist Rolf Deyhle, wie erst jetzt bekannt wurde, im Alter von 75 Jahren gestorben, bestätigte seine Unternehmensgruppe am Sonntag in Stuttgart. Deyhle galt als Visionär in vielen Bereichen: Neben seiner Musicalarbeit spielte er auch eine wichtige Rolle bei der Fußballvermarktung.

Die Berufslaufbahn des am 3. Oktober 1938 in Stuttgart geborenen Deyhles begann als Steuerbeamter in der Stuttgarter Finanzverwaltung. Schon 1962 machte er sich selbstständig und stieg mit großem Erfolg ins Immobiliengeschäft ein. Wie es heißt, hatte Deyhle bereits mit 24 Jahren seine erste Million verdient. Auf dem Höhepunkt seines unternehmerischen Wirkens Anfang der 90er Jahre wurde sein Vermögen auf rund vier Milliarden Mark (rund zwei Milliarden Euro) geschätzt. Er baute Golfplätze, Jachthäfen und Sporthotels und produzierte Kinofilme und TV-Serien.

Fußballvermarkter

Als seinen größten unternehmerischen Erfolg bezeichnete er selbst den Aufbau eines Vermarktungssystems für den Fußball. Von 1978 bis zur Fußball-WM 1994 in den USA war Deyhle der Inhaber sämtlicher weltweiter Exklusivrechte. Deyhle selbst nahm für sich in Anspruch, der "kommerzielle Aufbau des gesamten Weltsports" sei auch seine Leistung.

Musicalchef

Bundesweit bekannt wurde Deyhle aber mit seinen zahlreichen Musicals, die er unter anderem in Stuttgart und Hamburg präsentierte. In Stuttgart baute er zwei große Theater samt Hotel und investierte dort weit über 500 Millionen Mark. Immer wieder wollte Deyhle mit seiner Firma Stella an die Börse gehen. Die Stella machte 1998 mehr als 560 Millionen Mark Umsatz. Doch dann kam die Übersättigung mit Musicals und enorme Verluste im US-Filmgeschäft, die einen Börsengang vereitelten.

1998 wurde die Finanzmisere der kunstvoll verschachtelten Deyhle-Unternehmensgruppe offenkundig: Mit der Stella wurde "der gesündeste Ast" des Deyhle-Imperiums von einem Bankenkonsortium übernommen. Damit hatte Deyhle praktisch die Zugriffsmöglichkeiten auf sein Unternehmen verloren.

Sammler

Stolz war Deyhle stets auf seine Kunstsammlung deutscher Expressionisten und schwäbischer Impressionisten. Er selbst bezifferte seine Kunstsammlung auf knapp 500 Millionen Mark. Mitte der 90er Jahre träumte er sogar davon, seine Sammlung im Stuttgarter Neuen Schloss als ständige Ausstellung zu zeigen. Doch 1999 musste er auf Drängen der Gläubigerbanken das Auktionshaus Sotheby's mit der Versteigerung beauftragen.

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