Die Geschichte dahinter ist so komplex wie, im Grunde, banal: Michel wollte sich nach dem Höhepunkt der Fugees-Karriere politisch einsetzen – für Barack Obama, den er früh unterstützte, und als Dokumentarfilmer mit gesellschaftspolitischen Anliegen.
Dabei geriet er in das Umfeld von Jho Low, eines Geschäftsmannes aus Malaysia. Der war eine Zeit lang ein Shooting Star der Finanzwelt, versammelte Künstler und andere Stars um sich, finanzierte den Film „Wolf Of Wall Street“, lud zu spektakulären Partys – und soll einem malayischen Fonds (bezeichnet als 1MDB) 4,5 Milliarden Dollar gestohlen haben.
Dieser Fall wurde auch vom Justizministerium in den USA verfolgt – und hier kommt Michel ins Spiel: Laut Staatsanwaltschaft soll der Rapper in den 2010er-Jahren Low dabei geholfen haben, illegale Spenden an Barack Obama zu verschleiern (Nicht-Amerikaner dürfen in den USA keine Politspenden leisten). Und später soll der Musiker auch Lows Interessen gegenüber Donald Trump vertreten haben – und dafür Millionen bekommen haben.
Ebenso sollen Low und Michel bei Trump im Namen der chinesischen Machthaber dafür lobbyiert haben, dass die USA einen chinesischen Dissidenten, Guo Wengui, ausliefern (was am Ende nicht geschah).
Kennengelernt haben der Rapper und der Betrüger einander in einer Bar, in der Low gerade für eine Million Dollar alle Flaschen Alkohol gekauft hatte. Später soll Low Michel Millionen Dollar überwiesen haben, die der Rapper unter eigenem Namen und über Freunde und Bekannte an Obama spendete. Laut Anklage soll er so als Strohmann agiert haben, um Low Zugang zu Obama zu verschaffen.
Das kam zum Staatschef
Über einen anderen Kontakt bekam Low dann, was er wollte – ein Treffen und ein Foto mit Obama, das ihm in vielerlei Hinsicht weiterhalf. Aber als Obama aus dem Amt schied, waren gerade 1 Milliarde Dollar von Lows Eigentum beschlagnahmt worden. Dann knüpfte Low lukrative Kontakte zu China, Michel war wieder Teil des Ganzen. An einem Punkt soll er mit einem chinesischen Agenten über die Heimholung einer schwangeren Amerikanerin gesprochen haben, die dann Präsident Xi Jinping selbst absegnete, schreibt der Rolling Stone. „Ich weiß nicht viel“, dachte sich Michel währenddessen, „aber ich weiß genug um zu erkennen, dass das ein richtig großes Ding ist.“
Dann geriet Michel ins Visier der US-Ermittler. 74 Millionen Dollar wurden von seinen Konten beschlagnahmt.
Andere Belastete in der Angelegenheit gingen inzwischen nach Deals mit der Staatsanwaltschaft straffrei aus, einer wurde von Trump begnadigt, Low ist flüchtig.
Vor Gericht steht jetzt also nur Michel, der auf seiner Unschuld beharrt und einen Deal ausschlug. Damit ist er rechtlich exponiert: Das FBI strebt nach der Verurteilung zumindest irgendeines Beteiligten. Der Prozess ist aufsehenerregend – auch wegen der Zeugen, zum Auftakt etwa Leonardo DiCaprio, der selbst u. a. einen Picasso abgeben musste, da „Wolf Of Wall Street“ mit Lows Geld finanziert worden war.
Was wie ein James-Bond-Film oder die „Bourne-Verschwörung“ klingt, klingt von der anderen Seite aus wie eine Parodie auf diese Filme. Wenn Michel die Story erzählt, hat man einen Möchtegern-Aktivisten vor Augen, der nicht kapiert hat, in welch hochgefährliches Spiel er gezogen wurde.
Eigentlich, so schilderte er dem Rolling Stone, wollte er im November 2019 auf ein Date gehen – wurde aber vor seinem Haus vom FBI aufgehalten, das ihm seine Rechte vorlas und sein Handy abnahm. Wie erzählt man so etwas einer verärgerten Verabredung, fragt er, „wer zum Teufel glaubt so eine Geschichte?“
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