Fugees-Rapper drohen 22 Jahre Haft: War Pras Michel ein Agent Chinas?

Fugees-Rapper drohen 22 Jahre Haft: War Pras Michel ein Agent Chinas?
Mit dem Fugees landete Pras Michel den Welthit „Killing Me Softly“. Nun steht er als Agent Chinas und wegen politischer Verschwörung vor Gericht.

Man hat es noch im Ohr: In den 1990er-Jahren legten die Fugees (Lauryn Hill, Wycleaf Jean und Pras Michel) einen Beat unter eine bekannte Melodie – und landeten mit „Killing Me Softly“ einen Welthit.

„Ready Or Not“, bereit oder nicht, hieß ihr zweiter großer Erfolg.

Und eines ist sicher: für den bizarren Twist im Leben des Ex-Fugees-Mitglieds Pras Michel war niemand bereit. Denn der Rapper steht derzeit in den USA vor Gericht – ihm drohen 22 Jahre Haft.

Erstaunlich ist, was ihm vorgeworfen wird: Keines der üblichen Begleitverbrechen mancher Musikerkarrieren, sondern Beihilfe zur illegalen Beeinflussung zweier US-Präsidenten, Verschwörung, Zeugenbeeinflussung – und dass er ein Agent Chinas ist.

Zwei Präsidenten

Die Geschichte dahinter ist so komplex wie, im Grunde, banal: Michel wollte sich nach dem Höhepunkt der Fugees-Karriere politisch einsetzen – für Barack Obama, den er früh unterstützte, und als Dokumentarfilmer mit gesellschaftspolitischen Anliegen.

Dabei geriet er in das Umfeld von Jho Low, eines Geschäftsmannes aus Malaysia. Der war eine Zeit lang ein Shooting Star der Finanzwelt, versammelte Künstler und andere Stars um sich, finanzierte den Film „Wolf Of Wall Street“, lud zu spektakulären Partys – und soll einem malayischen Fonds (bezeichnet als 1MDB) 4,5 Milliarden Dollar gestohlen haben.

Dieser Fall wurde auch vom Justizministerium in den USA verfolgt – und hier kommt Michel ins Spiel: Laut Staatsanwaltschaft soll der Rapper in den 2010er-Jahren Low dabei geholfen haben, illegale Spenden an Barack Obama zu verschleiern (Nicht-Amerikaner dürfen in den USA keine Politspenden leisten). Und später soll der Musiker auch Lows Interessen gegenüber Donald Trump vertreten haben – und dafür Millionen bekommen haben.

Fugees-Rapper drohen 22 Jahre Haft: War Pras Michel ein Agent Chinas?

Pras Michel vor Gericht.

Ebenso sollen Low und Michel bei Trump im Namen der chinesischen Machthaber dafür lobbyiert haben, dass die USA einen chinesischen Dissidenten, Guo Wengui, ausliefern (was am Ende nicht geschah).

Kennengelernt haben der Rapper und der Betrüger einander in einer Bar, in der Low gerade für eine Million Dollar alle Flaschen Alkohol gekauft hatte. Später soll Low Michel Millionen Dollar überwiesen haben, die der Rapper unter eigenem Namen und über Freunde und Bekannte an Obama spendete. Laut Anklage soll er so als Strohmann agiert haben, um Low Zugang zu Obama zu verschaffen.

Das kam zum Staatschef

Über einen anderen Kontakt bekam Low dann, was er wollte – ein Treffen und ein Foto mit Obama, das ihm in vielerlei Hinsicht weiterhalf. Aber als Obama aus dem Amt schied, waren gerade 1 Milliarde Dollar von Lows Eigentum beschlagnahmt worden. Dann knüpfte Low lukrative Kontakte zu China, Michel war wieder Teil des Ganzen. An einem Punkt soll er mit einem chinesischen Agenten über die Heimholung einer schwangeren Amerikanerin gesprochen haben, die dann Präsident Xi Jinping selbst absegnete, schreibt der Rolling Stone. „Ich weiß nicht viel“, dachte sich Michel währenddessen, „aber ich weiß genug um zu erkennen, dass das ein richtig großes Ding ist.“

Kein Deal

Dann geriet Michel ins Visier der US-Ermittler. 74 Millionen Dollar wurden von seinen Konten beschlagnahmt.

Andere Belastete in der Angelegenheit gingen inzwischen nach Deals mit der Staatsanwaltschaft straffrei aus, einer wurde von Trump begnadigt, Low ist flüchtig.

Vor Gericht steht jetzt also nur Michel, der auf seiner Unschuld beharrt und einen Deal ausschlug. Damit ist er rechtlich exponiert: Das FBI strebt nach der Verurteilung zumindest irgendeines Beteiligten. Der Prozess ist aufsehenerregend – auch wegen der Zeugen, zum Auftakt etwa Leonardo DiCaprio, der selbst u. a. einen Picasso abgeben musste, da „Wolf Of Wall Street“ mit Lows Geld finanziert worden war.

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Gerichtszeichnung: DiCaprio sagt im Fall Pras Michel aus

Was wie ein James-Bond-Film oder die „Bourne-Verschwörung“ klingt, klingt von der anderen Seite aus wie eine Parodie auf diese Filme. Wenn Michel die Story erzählt, hat man einen Möchtegern-Aktivisten vor Augen, der nicht kapiert hat, in welch hochgefährliches Spiel er gezogen wurde.

Eigentlich, so schilderte er dem Rolling Stone, wollte er im November 2019 auf ein Date gehen – wurde aber vor seinem Haus vom FBI aufgehalten, das ihm seine Rechte vorlas und sein Handy abnahm. Wie erzählt man so etwas einer verärgerten Verabredung, fragt er, „wer zum Teufel glaubt so eine Geschichte?“

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