"Meistens kommt alles anders als man denkt"

Ein Mann im Anzug und eine Frau singen zusammen an einem alten Mikrofon.
Fritz Karl spielt in der Neuauflage vom "Weißen Rössl" den Oberkellner Leopold.

KURIER: In der Neuverfilmung des „Weißen Rössl“ wandeln Sie auf den Spuren Peter Alexanders und spielen den Oberkellner Leopold. War es für Sie eine besondere Herausforderung, eine Rolle mit Gesangseinlagen zu übernehmen? Fritz Karl: Das war eine sehr aufregende Erfahrung, vor allem weil meine Partner Edita Malovcic und Tobias Licht ganz ausgezeichnete Sänger sind. Im Gegensatz zum alten Peter Alexander-Film, der ja die meisten Stücke allein gesungen hat, haben wir hier einen Ensemblefilm gedreht, in dem jeder sein Lied hat. Für mich als Schauspieler war das auf jeden Fall eine Herausforderung in einem Film zu singen und zu tanzen – so ein Angebot bekommt man wirklich nicht alle Tage!“

Haben Sie den Song dann beim Dreh live gesungen oder wie lief das ab? Die Reihenfolge war etwas anders: wir haben zuerst die Musik aufgenommen und da mein Lied - „Zuschau’n kann i net“ - ein sehr szenisches Lied ist und von der Interpretation lebt, musste ich mich Monate vor Dreh festlegen, wie ich die Szene gestalten werde. Beim Dreh selbst wurde dann Playback gesungen.

Haben Sie jetzt Lust bekommen, die Musik mehr in Ihre Arbeit einzubauen? (lacht) Das weiß ich nicht. Es ist sicher nicht so, dass ich jetzt sage, ich muss unbedingt auf die Musical-Bühne gehen. Es war eher so, dass ich dachte, oh Gott, wie viel hab ich vom Singen vergessen und wie viel muss ich für den Film noch trainieren. Jeder professionelle Sänger geht regelmäßig zum Gesangscoach, um in Form zu bleiben. Ich bin kein Sänger, sondern Schauspieler, der ab und zu auch mal singt.

Was verbinden Sie persönlich mit dem Oberkellner Leopold und dem „Weißen Rössl“? Ich komme aus der Region, das Salzkammergut ist meine Heimat. Hinzu kommt, dass ich in der Gastronomie aufgewachsen bin. Meine Eltern hatten am Traunsee ein Restaurant, das heißt, ich kenne diese Welt sehr gut aus eigener Erfahrung: das Servieren, die Saisonzeiten, und den Stress, wenn die Touristen kommen.

Ihre Eltern hatten wahrscheinlich nie frei? So ein Familienbetrieb geht einfach von 0-24 Uhr. Man hat ganz wenig frei. Meine Eltern haben schon immer versucht sich frei zu nehmen und haben sich das rausgerissen. Aber sie haben es uns Kindern trotzdem offen gelassen, ob wir den Betrieb übernehmen wollen oder nicht.

Hätte es denn sein können, dass Sie vielleicht auch irgendwann in die Gastronomie gegangen wären? Nein, das hätte ich nicht gemacht, weil ich weiß, was das für ein harter Job ist. Das habe ich als Kind und Jugendlicher miterlebt, daher ein ganz klares Nein. Und von meinen Geschwistern wollte es auch niemand machen.

Waren Ihre Eltern nicht enttäuscht? Nein, meinen Eltern war es wichtig, dass wir machen, was wir wollen und was uns glücklich macht. Dafür bin ich Ihnen sehr dankbar.

Info: Der Film startet am heutigen Donnerstag in den Kinos (siehe Kritik unten). Der gleichnamige Soundtrack erscheint am 8.11. bei Desirerevolution.

(Claudia Böhm)

Ein Mann im Smoking und eine Frau sitzen auf einem Boot auf einem See vor einer Bergkulisse.

Im Weißen Rössl am Wolfgangsee, da steht das Glück vor der Tür. Das wusste einst Peter Alexander als Oberkellner Leopold, der Rösslwirtin Waltraud Haas mit kindischer Liebe verehrte. Der Nostalgie-Klassiker unter den Heimatschnulzen hat nun ein unrühmliches Remake erfahren. Eine überschminkte Diana Amft reist als unromantische Berlinerin ins Salzkammergut und hört die Kuhglocken läuten. Vor einem violett angepinselten Rössl-Hotel springen Kellnerinnen in hässlichen Karo-Dirndln herum und tanzen zu übersteuerten Musical-Nummern. Eine schleißige Kamera, alberne Love-Storys und giftige Farben statt Heimatidyll machen aber noch keine gelungene Satire aus. Wie singt Fritz Karl als Oberkellner doch so treffend? „Zuschaun kann i net.“

KURIER-Wertung:

INFO: "Im weißen Rössl – Wehe du singst". Musical/Komödie. D/Ö 2013. 90 Min. Von Christian Theede. Mit Diana Amft, Tobias Licht.

Eine Frau berührt das Kinn eines Mannes in Tracht, umgeben von weiteren Personen in traditioneller Kleidung.

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