Frequency: Schweinerock gibt's auch vegan

Es ist eine schwierige Zeit: Kaum hält man ein Nickerchen, hat sich die Welt schon wieder weitergedreht, und mutet einem in Folge nahezu Unmögliches zu. Man soll die Hymne anders singen als, bitte sehr, in der Schule gelernt. Man soll auch als weltberühmter Runterhüpfer nicht öffentlich seine Freundin erniedrigen. Man soll das nicht mehr sagen, was man ja doch bitte wohl noch sagen darf, weil wen stört es, wenn man das sagt?
Und jetzt ist auch noch die Rockmusik “fleischlos geil” geworden.
Liebe Grunzrockveteranen, ihr müsst jetzt stark sein: Beim Frequency Festival hat sich die Kulinarik an das angepasst, was diese jungen Menschen mit den lustigen Bärten in den Wiener Studentenvierteln essen. Es gibt Pulled Pork, vegetarische Dönerboxen, es gibt veganes Curry, ein Bistrot und Erdnusssalat. Es gibt, also, zeitgemäßes Essen. Und das orangene Sommergetränk der vorvorigen Saison wird im praktischen Einliterbecher ausgeschenkt.
Es ist auch höchste Zeit gewesen. Allzulange hat sich der Rockfestivalzirkus in eine behäbige Unzeitgemäßheit geflüchtet – als ob man nur mit Burger und Fritten im Bauch der Spießerwelt der Erwachsenen entfliehen kann. Als ob junge Menschen noch immer das selbe essen, was junge Menschen vor 30 Jahren gegessen haben. Die Welt hat sich weiter gedreht, und das ist gut so.
Freiheit
Lasst euch also beruhigt sein: Der Rock-Spirit ist nicht bedroht. Auch nicht durch Massagestation am Rockfestival, durch recyclebare Essenskörberln und die vielen wiederverwendbaren Riesenmüllsammelsäcke. Im Gegenteil: Die Abwendung von Schnitzel, Burger und Fettwurst ist das, was früher lange Haare und Arschgeweihe waren, nämlich ein Unterscheidungsmerkmal von der Elterngeneration.
Was, ich soll extra was kochen für dich, ohne Fleisch?
Und keine Angst, es wird kein Rockerkind zurückgelassen: Wer sich in der neuen Kulinarik nicht so gut zurechtfindet (dazu passendes Rätsel: Was ist ein Oodie?), für den gibt's (auch) gepflegte Schnitzerln, Pizza und Brezeln. Und es gibt Schlamm, in dem man sich wälzen kann.
Der Rock lebt. Und er hat endlich verstanden, dass der Rock'n'Roll zwar niemals sterben wird, er sich aber verdammt ungesund und altmodisch ernährt hat.
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