Frequency: Kendrick Lamar hat's versucht

Real solle man bleiben, rief Rap-Star Kendrick Lamar am Samstagabend in St. Pölten, sich treu also und am Boden. Was am letzten Tag des Frequency-Festivals jetzt gar keine so leichte Aufgabe war, wie es vielleicht klingt.
Immerhin hatten zuvor schon als römische Gladiatoren verkleidete Deutsche auf der Bühne Peitschen geschwungen und dann Schmähsongs gegen Rechtsradikale gesungen.
Und immerhin lagen zwischen hier und der realen Welt schon fast drei Festivaltage: Längst war der Zeitpunkt gekommen, ab dem doch einige Festivalbesucher, nun ja, wohl keine tiefgehende Diskussion zur Weltlage mehr absolvieren wollten.
Zumindest keine, die über den Austausch weniger Silben hinausgeht.
Es war daher ein doch steiler Weg hinauf zum Grammy-gekrönten, handgemachten und schwer sozialkritischen Hip-Hop, den Lamar mitbrachte; und nicht alle wollten ihn mitgehen. Publikum und Star beäugten einander mit wohlwollendem Interesse, ohne recht zueinander zu finden.
Dabei hatte der erste Österreich-Auftritt des Rappers eigentlich beste Aussichten, zum Festivalhöhepunkt zu werden. Selten ist ein so hochaktueller Star zur so richtigen Zeit auf einem heimischen Festival zu Gast: Mehr Aufmerksamkeit als Lamar bekommt derzeit kaum ein Rapper in den USA. Doch alle Beschwörung der gegenseitigen Energie-Zufuhr half nichts; auch nicht, dass Lamar ganz viele Homies, also Kumpel, im Publikum entdeckt haben wollte: Es zündete nicht so recht.
Schade drum. Aber Lamar war damit nicht alleine: Nach den Spaß-Hip-Hoppern Alligatoah und ihrer Gladiatorenshow war auf der Hauptbühne erstmal die Luft draußen. Das bekam Star-DJ Fritz Kalkbrenner zu spüren. Vor seinem freundlich unterhaltsamen Techno-Auftritt haute das Publikum zum allergrößten Teil einfach ab, und bremste sich auch bei TV on the Radio auf der Zweitbühne nicht ein: Auch die ebenfalls mit Spannung erwartete Band spielte vor nicht allzuvielen Leuten einen mittelgelungenen Auftritt, gebremst von Soundproblemen.
Finale
Aber was soll’s; die 15. Frequency-Ausgabe war ein herausragendes Beispiel für ein zeitgemäßes Festival. Es gab Hängematten und einen Biergarten, guten Sound und ein Chili-Wettessen, Vielfalt im Angebot und genügend Gelegenheit zum kontrollierten Kontrollverlust. Und die nächtliche Tanz-Programmschiene ist endlich räumlich gelungen an das Hauptprogramm angedockt.
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