Wenn selbst die Musiker ein kleines Tänzchen wagen

Gustavo Dudamel zählt weltweit schon zu den ganz großen Pultstars, obwohl er dieses Jahr erst seinen 40. Geburtstag feiert. Denn der gebürtige Venezolaner hat Charisma und die Fähigkeit, dieses, seine interpretatorischen Vorstellungen und sein mitreißendes Temperament völlig auf die Musiker zu übertragen.
So auch beim Abschlusskonzert des Grafenegg Festivals, wo er mit den in blendender Spiellaune aufspielenden Wiener Philharmonikern am Wolkenturm ein hinreißendes Finale bot.
In der Todesstunde eines künstlerischen Menschen wurden das schwere und unregelmäßige Atmen, der pochende Herzschlag, die wild auffahrenden Schmerzensschreie wie auch die Jugenderinnerungen und die abschließende, hymnische Apotheose, wenn die Seele den Körper verlässt, vom hoch motivierten Orchester unter seiner suggestiven Stabführung ideal wiedergegeben: Die Tondichtung "Tod und Verklärung" von Richard Strauss, als knapp 25-Jähriger komponiert, wurde zum Ereignis.
Galaxis
Mit großem Erfolg wurde "Time Recycling" von René Staar diesen Mai uraufgeführt. Es ist das Werk eines geigenden, philharmonischen Kollegen, in Auftrag gegeben vom eigenen Orchester. Kleinste Elemente von übereinandergeschichteten Fünfklängen verdichten sich zu einem Zwölfklang, driften im zweiten Satz wieder auseinander und verschwinden wie in einem schwarzen Loch in der Galaxis.
War der erste Teil dem Weltall gewidmet so kommt es in den beiden letzten Sätzen zu einem Kompendium der kompletten Musikgeschichte, mit, zur Freude des Publikums, tänzelnden Musikern. Dudamel konnte dabei den motorischen Elementen des zweiten wie auch den lateinamerikanischen Rhythmen des dritten Satzes den nötigen Drive verleihen.
Und schließlich Antonin Dvoráks 8. Symphonie: Die lyrisch-heitere Grundstimmung, die schwärmerische Üppigkeit der böhmischen Melodien erklangen mit tiefem Ausdruck, in reichen Farben und Facetten, einfach grandios! Jubel!
(Heinz Christian Mayer)
KURIER-Wertung:
Auch die achte Auflage des von Starpianist Rudolf Buchbinder geleiteten Musikfestivals Grafenegg war ein voller Erfolg. Insgesamt gab es an vier Wochenenden 17 Abendkonzerte, vier Matineen sowie acht Préludes zu denen mehr als 26.800 Besucher kamen.
Zieht man die gesamte Sommersaison (also inklusive Sommernachtsgala, Musiksommer) in Betracht, so kam Grafenegg auf mehr als 45.000 Besucher. Das entspricht ungefähr dem Ergebnis des Vorjahres.
Intendant Rudolf Buchbinder, der in Grafenegg auch mehrfach selbst am Klavier zu erleben war, zum Ergebnis: "Künstlerisch und wirtschaftlich dürfen wir nach dem achten Grafenegg Festival, sowie der gesamten Saison eine hoch erfreuliche Bilanz ziehen. Die Campus-Aktivitäten, die Präsenz unseres diesjährigen Composer in Residence, Jörg Widmann, und die erstklassigen Konzerte haben zu einem großartigen Sommer geführt, wie der Zuspruch unseres Publikums belegt."
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