Filmkritik zu "The Strangers: Opfernacht": Mordender Leinensack

Mörder mit Maske: „The Strangers: Opfernacht“
Fortsetzung des Horror-Hits „The Strangers“ als routiniertes, brutales Slasher-Spektakel.

Zehn Jahre sind eine lange Zeit für das Sequel eines Thrillers. So lange dauerte es jedenfalls, bis sich US-Regisseur Bryan Bertino zu einer Fortsetzung seines erfolgreichen Horrorfilms „The Strangers“ aufraffen konnte – wenngleich auch nur als Drehbuchautor.

In Teil 1 war ein junges Paar in das tödliche Katz-und-Maus-Spiel von drei Maskierten geraten. Bertino hatte sich dazu von Michael Hanekes Film „Funny Games“ inspirieren lassen, der Ende der 1990er-Jahre für hitzige Debatten über die Darstellung von Gewalt gesorgt hatte. Hanekes Antagonisten waren zwei gelangweilte Wohlstands-Teenager, die eine Familie in deren eigenem Haus zu Tode quälen. Erneut greift nun Nachfolge-Regisseur Johannes Roberts dieses Szenario auf. Aber ganz offensichtlich ist er diesmal nicht an einer Fortsetzung des von Haneke begonnenen, intellektuellen Diskurses interessiert. Er will diesmal genau das, was Haneke um jeden Preis zu verhindern suchte: Unterhaltung durch Schockelemente.

Haneke

Diesmal gerät eine zerrüttete Familie in die Fänge der aus Teil 1 bekannten mörderischen Sadisten: Zwei Frauen in Puppenmasken und ein Mann, gehüllt in einen Leinensack mit Augenlöchern. In einer gruseligen, nebligen Nacht schleicht sich die Dreier-Bande durch eine Ferienhausgemeinde – begleitet von einem offenbar ironisch gemeinten Soundtrack, bestehend aus Pop-Songs der 1980er-Jahre.

Die Handlung bedient ein routiniert gemachtes Slasher-Spektakel – mit Küchenmessern, Äxten und ähnlichen Geräten als Waffen. An „Funny Games“ reichte schon der erste Teil der „Strangers“ nicht heran. Und die neue „ Opfernacht“ schon gar nicht. Aber vielleicht wäre es angesichts der vielen, brutaler werdenden Horrorfilme an der Zeit, Hanekes Diskurs über Gewaltdarstellungen wieder aufzunehmen.

Text: Gabriele Flossmann

INFO: UK/ USA 2018. 85 Min. Von Johannes Roberts. Mit Christina Hendricks. Martin Henderson.

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