Filmkritik zu "Papillon": Waschbrettbauch trotz Hunger

Wollen ausbrechen: Rami Malek (li.) und Charlie Hunnam in "Papillon"
Remake des Gefängnis-Klassikers mit Steve McQueen als durchgestyltes Action-Kino.

Der Schmetterling flattert wieder. Der Bestseller von Henri Charrière, jenem französischen Ex-Sträfling, der in den 1970er-Jahren seinen Ganovennamen „Papillon“ zum Titel seiner Memoiren machte, wurde zum zweiten Mal verfilmt.

In seiner Selbstdarstellung ist Charrière nur ein Schlitzohr, das sich als Tresorknacker ein halbwegs angenehmes Leben finanziert. Bis ihm ein – angeblich nicht begangener – Mord angehängt wird, für den er 1932 in Paris zur lebenslangen Verbannung nach Französisch-Guyana verurteilt wird. Mehrmals versucht er, mit seinem Leidensgenossen zu fliehen. 1934 erreichen die beiden sogar Kolumbien, werden verhaftet und auf die Teufelsinsel zurückgebracht.

Vor 45 Jahren gab es bereits eine legendäre Verfilmung – mit Steve McQueen und Dustin Hoffman in den Hauptrollen. Legendär vor allem wegen der für die damalige Zeit ungewöhnlich sadistischen Mord-, Folter- und Hunger-Orgien. Das Remake kommt im Vergleich dazu fast als Ausstattungs-Schinken daher. Die verzweifelte Intensität der Buchvorlage wird nur selten erreicht und auch nicht die Starpower der ersten Verfilmung.

Rami Malek als Louis Dega kann dem Vergleich mit seinem Vorgänger Dustin Hoffman zwar standhalten, aber die Performance des Papillon-Darstellers Charlie Hunnam bleibt im Schatten jener von Steve McQueen.

Der auch nach Hunger und Folter stets makellose Waschbrettbauch und das lässige Auftreten des sympathischen Briten mögen zwar zu Guy Ritchies „King Arthur“ gepasst haben, aber „Papillon“ sollte eben kein durchgestyltes Action-Kino sein. Dass man am Film trotzdem dranbleibt, liegt an der auch heute noch faszinierenden, wahren Geschichte, auf der er basiert.

Am Ende ist man dann aber froh, wenn Papillon schließlich der Teufelsinsel entkommt – schwimmend auf einem Sack voller Kokosnüsse. Dann endlich kann man auch als Zuschauer die Flucht antreten – aus dem Kino.

Text: Gabriele Flossmann

INFO: USA/SPA/CZE 2017. 133 Min. Von Michael Noer. Mit Charlie Hunnam, Rami Malek, Eve Hewson.

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