Filmkritik zu "Next Goal Wins": Die schlechteste Fußballmannschaft der Welt

Drei Männer stehen auf einem grünen Feld, möglicherweise Trainer und Spieler.
Michael Fassbender als cholerischer Fußballtrainer Thomas Rongen, der eine miserable Fußballelf auf Vordermann bringt

Zuletzt sah man Michael Fassbender als Auftragsmörder durch die Welt gleiten. Emotionstot und mit reglosem Gesicht ging er in David Finchers „The Killer“ seinen blutigen Geschäften nach.

Der neuseeländische „Thor 4“- und „Jojo Rabbit“-Regisseur Taika Waititi hat Fassbender nun einen komplett anderen Job angeboten: Als verkrachter Fussball-Coach Thomas Rongen soll er die schlechteste Mannschaft der Welt trainieren. Im Jahr 2001 verlor Amerikanisch-Samoa im offiziellen WM-Qualifikationsspiel gegen Australien 31:0 und schrieb sich mit dieser fundamentalen Niederlage als Lachnummer in die Fußballgeschichte ein. Bei den Qualifikationsspielen für die Weltmeisterschaft 2014 startete das Team einen neuen Versuch und engagierte Thomas Rongen – cholerisch verkörpert von Michael Fassbender mit weißblond gebleichtem Haar.

Als unkontrollierter Rumbrüller, der im Fall einer Niederlage gerne Sessel durch die Luft wirbelt oder obszöne Handzeichen macht, hat sich Rongen in internationalen Fußball den Namen verdorben. Dazu kommt der Verlust seiner bei einem Unfall verstorbenen Tochter, der in dem trauernden Fußballtrainer weitere Wutventile geöffnet – und Job-Optionen geschlossen hat. Als man ihm das Training von Amerikanisch-Samoa als letzten Strohhalm anbietet, hat Rongen keine andere Wahl: Er muss zusagen.

Wie jede tolle Geschichte beginnt auch diese mit einer großen Niederlage, versichert Regisseur Waititi gleich zu Beginn seiner Dramedy: Doch so originell sein Auftritt als Inselpriester mit Walrossbart auch sein mag, so konventionell-vorhersehbar spult er seine Sportkomödie mit ein paar tragischen Untertönen herunter. Trainer Rongen hat anfänglich für seine tollpatschige Fußballelf nur Verachtung übrig, ehe er sich langsam auf die Gebräuche des Landes und die Mentalität seiner Spieler einlässt.

Eine Frau im Fußballtrikot steht einem Mann gegenüber.

Kaimana (li.) als  Jaiyah Saelua, der ersten transgender Person, die jemals an einem Fußball-Länderspiel teilnahm

Fassbender gibt sein Bestes zwischen wildem Wutausbruch und emotionalem Breakdown, doch auch er kann den Sportfilm-Genre-Klischees nur wenig hinzufügen. Bleiben noch die Nationalspieler von Amerikanisch-Samoa: Ihr Schicksal wird jeweils nur angeteasert, wobei sich die Geschichte von Jaiyah Saelua, der ersten transgender Person, die jemals an einem Fußball-Länderspiel teilnahm, am eindrücklichsten einprägt.

Überraschungsloses, aber herzerwärmendes Feel-Good-Movie. 

INFO:  USA/GB 2023. 104 Min. Von Taika Waititi. Mit Michael Fassbender, Oscar Knightley. 

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