Filmkritik zu "Le Grand Bal": Jeder tanzt mit jedem

Miteinander tanzen, unabhängig von Geschlecht, Alter und Herkunft: "Le Grand Bal"
Diese Doku widmet sich einem einzigartigen Ball, der seit dreißig Jahren in Frankreich stattfindet und jeweils im Sommer Tanzwütige aus Europa anlockt. Die Szenerie hat beinahe etwas Surreales: In einer idyllischen Landschaft erstreckt sich eine riesige Tanzfläche über Plätze und Gassen, über Wege, Wiesen und Wälder eines Dorfes in der Auvergne. Sieben Tage und Nächte geben sich mehr als 2000 Menschen diesem Fest hin, bei dem Alter und Herkunft keine Rolle spielen.
Wer will, kann während des Open-Air-Festivals für Volks- und Traditionstanz im Zeltlager ausruhen. Es gibt keine Protagonisten in dem Treiben wogender Leiber, weshalb sich auch inhaltlich in dieser Doku keine klare Linie ergibt und sie bisweilen etwas zähflüssig macht.
Männer tanzen mit Frauen, Frauen mit Frauen und Männer mit Männern. Sie tanzen meist in Gruppen, manchmal zu zweit, selten allein. Abwechslungsreich ist das Gebotene trotzdem. Und ein klein wenig kurios. Vor allem dann, wenn Regisseurin Laetitia Carton das buntverschwitzte Treiben mit Einblicken in ihre Lebensphilosophie garniert. „Der Tanz zu zweit, zu viert oder zu Hundert lässt eine innere Inkarnation, eine reine Freude entstehen“, lautet eine der Textpassagen. Aber auch die Besucher kommen zu Wort. Eine ältere Dame berichtet von ihrer Scheu, mit jungen Männern zu tanzen. Auch übergriffige Körperkontakte werden thematisiert. Alles in allem ist die Doku interessant genug, dass auch Tanzmuffel Spaß daran haben können.
Text: Gabriele Flossmann
INFO: Le Grand Bal – Das große Tanzfest. Frankreich 2018. 95 Minuten. Von Laetitia Carton.
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