Filmkritik zu "Last Dance": Ein alter Mann wird zum Tänzeln gebracht

François Berléand als tanzender Witwer: „Last Dance“
Nettes, manchmal zum Kitsch neigendes Feel-Good-Movie um einen Witwer, der seine Trauer mit einem Tanzkurs bekämpft

Von Gabriele Flossmann

Seit Germain mit 75 Jahren plötzlich Witwer geworden ist, erdrücken ihn Kinder, Enkelkinder und Freunde mit ihrer übertriebenen Fürsorge. Sie überwachen ihn wie sonst Eltern einen Teenager.

Um sich von seiner Trauer zu befreien, hat der Witwer schließlich eine Idee. Er löst ein altes Versprechen ein, das er seiner Frau noch zu deren Lebzeiten gegeben hat: Er wird Teil eines modernen Tanzensembles. Germain und seine Frau Lise haben nämlich einander zugesichert, das Leben des anderen zu Ende zu führen. Sie wollte noch einmal so richtig tanzen – er führt diesen Plan nun statt ihr durch. Schmunzelnd kann man daraufhin auch einer Grande Dame bei ihrer künstlerischen Arbeit zusehen. Denn die Choreografin der Truppe ist keine Geringere als María José Ribot, die sich selbst spielt. Die spanisch-schweizerische Tanzkünstlerin wurde vor drei Jahren bei der Biennale von Venedig mit dem Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk geehrt. Sie bringt den alten Mann zum Tanzen. Nein: Sie lässt ihn tänzeln. Schön erzählt ist vor allem die Beziehung zwischen Germain und seinen 50 Jahre jüngeren Modern-Dance-Partnern. Dass der Witwer am Ende zum Star des Tanzkollektivs wird, versteht sich bei diesem Feel-Good-Movie von selbst.

INFO: CH/BEL 2022. 86 Min. Von Delphine Lehericey. Mit François Berléand, Kacey Mottet Klein.

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