Wie schon beim Queen-Film beginnt und endet „I Wanna Dance With Somebody“ mit einem triumphalen Auftritt der Hauptfigur – in Houstons Fall mit dem bei American Music Awards 1994. Dazwischen sieht man, wie Houston von ihrer Mutter Cissy, einer Gospelsängerin, bei Gesangsstunden gedrillt wird, wie sie ihre erste Liebe Robyn Crawford kennenlernt, zum Superstar aufsteigt und sich in ihren Mann Bobby Brown verliebt.
Regisseurin Kasi Lemmons, die sich häufig dem Thema Black Woman Empowerment widmet, kann den Druck des Lebens in der Öffentlichkeit, der mit so vielen Erwartungen von sowohl Fans als auch den Angestellten ihrer Managementfirma einhergeht, genauso spürbar machen, wie die Zerrissenheit zwischen Mutterschaft und Karriere.
Naomi Ackie ist großartig in der Rolle von Whitney Houston, in Körperhaltung, Gestik und Sprache wie ihr Ebenbild. Beim Gesang kommt die Stimme von Houston, wobei Ackie so perfekt synchron ist, dass man denkt, sie singt selbst.
Damit haben Davis und Lemmons erreicht, was sie wollten. Sie erzählen ohne zu werten oder Houston beim Abstieg in die Drogenszene ausschließlich als Opfer darzustellen, von den Glanzmomenten ihrer Karriere, blenden aber auch die Tiefpunkte nicht ganz aus.
Was Davis mit dem Film auch bezwecken wollte, ist „nicht reinzuwaschen, welch tödliche Wirkung Drogen haben und wie sie eine Person zu einem verfrühten und tragischen Ende brachten“. Das ist nicht ganz gelungen.
Nicht gezeigt werden nämlich einige der katastrophalen Fehlentscheidungen gegen Ende von Houstons Leben, als sie sich zum Beispiel mit ihrem Mann in einer MTV-Reality-Serie völlig zugedröhnt einem Millionen-Publikum präsentierte. Und die Szenen im Film, die den Drogenkonsum und die damit einhergehenden Probleme zeigen, sind mit dem Zuckerguss einer hübsch geschminkten, adrett gekleideten und kontrolliert sprechenden Ackie überzogen, und geben nicht die Brutalität des Lebens als Junkie wieder. Aber diese Bilder von Houston hat man ja zur Genüge in den Nuller-Jahren gesehen. Es gibt die Dokus, die all das ins Zentrum rücken. Insofern ist die Entscheidung, sich hier bei der Gratwanderung zwischen Ehrung und Ehrlichkeit auf die Seite der Ehrung zu schlagen, nicht nur verständlich, sondern auch ein Ansatz, der das Image der Ikone tatsächlich wieder auf das zurückbringen kann, was sie zur Ikone gemacht hat.
INFO: USA 2022. 146 Min. Von Kasi Lemmons. Mit Naomi Ackie, Stanley Tucci.
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