Filmkritik zu "DogMan": Der Trost von Hunden

Auf den Hund gekommen: Caleb Landry Jones spielt hingebungsvoll einen einsamen Tierfreund in Luc Bessons „DogMan“
Luc Besson galt einst als Star-Regisseur, dessen stilisierte Hochglanzprodukte wie „Subway“, „Im Rausch der Tiefe“ oder „Léon – Der Profi“ ihm lang andauernden Kultstatus verliehen. Zuletzt geriet der Franzose allerdings weniger mit herausragenden Filmen in die Schlagzeilen als aufgrund von Vergewaltigungsvorwürfen, die aber aus Mangel an Beweisen fallen gelassen werden mussten.
Sein brachial inszeniertes Thriller-Mischmasch-Märchen „DogMan“ wird die Freund-und-Feind-Gemeinde gleichermaßen spalten: Der bizarre Genre-Mix aus Unterschichtsparodie, Drag-Queen-Musical und Lassie-Schocker bietet durchwachsene B-Movie-Unterhaltung auf trashigem Comic-Heft-Niveau.
Ein Mann in Frauenkleidung wird blutverschmiert – umringt von besorgten Hunden – von der Polizei aufgegriffen und ins Gefängnis verfrachtet. In langen Gesprächen mit der dortigen Psychologin breitet er sein miserables Leben in Rückblenden aus und erzählt, wie er auf den Hund gekommen ist.
Aufgewachsen in reißerisch desolaten Verhältnissen, wird er als kleiner Bub namens Doug von seinem brutalen Vater in einen Hundekäfig geworfen und gezwungen, mit den kläffenden Vierbeinern seine Kinderjahre zu verbringen. Ähnlich wie Mogli im Dschungel entwickelt Doug ein inniges Verhältnis zu den Kelefs, die ihm Familie und Freunde ersetzen.

Lange Gespräche mit der Psychologin: Jojo T. Gibbs und Caleb Landry Jones in "DogMan"
Sieht aus wie „Joker“
Auch als Erwachsener bleibt der gehbehinderte Doug, hingebungsvoll gespielt von Caleb Landry Jones, einsam – sieht man von dem Hunderudel ab, mit dem er eine Bruchbude bewohnt. Sein einziges Vergnügen besteht darin, in einem queeren Club aufzutreten, wo er als Marilyn Monroe verkleidet Lieder von Edith Piaf singt und mit seinem weiß geschminkten Gesicht stark an „Joker“ erinnert.
Hauptberuflich vertreibt sich Doug aber die Zeit damit, seine Hunde-Gang auf gefinkelte Diebstähle zu trainieren und Geld für die Armen zu stehlen: Als hätte er sich kurzfristig in einen Kinderfilm verirrt, beobachtet Besson seine Hundedarsteller vergnügt dabei, wie sie wedelnd die Sicherheitskameras überlisten und nach wertvollen Halsketten schnappen.

Bizarres Hundeabenteuer: "DogMan" von Luc Besson
Doch schon wechselt er die Gangart und schaltet weiter Richtung Mafia-Krimi: Knurrend springen die Tiere einer Latinobande an die Gurgel, die ihr geliebtes Herrchen bedrohen – getreu nach dem Motto, das Tierfreund Besson seinem „DogMan“ an den Anfang gestellt hat: „Wenn der Mensch in Schwierigkeiten gerät, schickt Gott ihm einen Hund.“
INFO: F 2023. 113 Min. Von Luc Besson. Mit Caleb Landry Jones, Jojo T. Gibbs, Christopher Denham.
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