Filmkritik zu "Der Gast": Ein Fremder mischt Familienleben auf

Erni Mangold als böse Schwiegermutter in "Der Gast"
Ein Fremder stellt das Familienleben einer emotional schwer gestörten Familie auf den Kopf.

Nach seinen berührenden Dokumentarfilmen über seine Ex-Schwägerin Ute Bock, greift der iranisch-österreichische Regisseur und Psychiater Houchang Allahyari einmal mehr das Thema Fremdenhass auf. Das Leben einer emotional gestörten Familie wird durch die Ankunft eines Fremden auf den Kopf gestellt. Der junge Mann schafft es, zu jedem einzelnen Mitglied eine Beziehung aufzubauen. Die Attraktion, die der Gast auf den Hausherrn ausübt, enthält dazu noch eine Portion von Homoerotik – als Ausgleich dafür, dass dieser sich von seiner Frau sexuell unter- und von der Behinderung des Sohnes überfordert fühlt. Das geht solange (halbwegs) gut, bis die Mutter des Hausherrn auf der Bildfläche erscheint. Damit legt der Film einen gehörigen Zahn an Bösartigkeit zu. Das hantig-harsche Spiel von Erni Mangold passt zu ihrer Rolle, die darauf angelegt ist, die familiäre Atmosphäre zu vergiften. Mit ihrem Hass auf die Schwiegertochter und vor allem mit ihrer Abneigung gegen den fremden Gast, dessen Aussehen auf eine Herkunft aus dem Nahen Osten verweist.

Leider bleibt der Film durchgehend unentschlossen, ob er Krimi-Spannung (ja, auch die wird fallweise beschworen), Gesellschaftskritik oder Familienaufstellung sein will, was einen als Zuschauer zunehmend ratlos macht.

Text: Gabriele Flossmann

INFO: Ö 2019. 99 Min. Von und mit Houchang Allahyari. Mit Mehmet Soezer, Karina Sarkissova.

Der Gast

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