Filmkritik zu "Das Zen-Tagebuch": Kulinarik und Gaumenkitzel

Spärliche Kontakte zur Außenwelt: „Das Zen-Tagebuch“
Elegische Betrachtungen über ein Leben ohne moderne Ablenkungen – und die Liebe zum Essen

Von Gabriele Flossmann

Im kulinarischen Drama vom japanischen Regisseur Yuji Nakae geht es um die metaphysischen Aspekte des Essens.

Die Geschichte spielt in den 1960er-Jahren: Ein alternder Schriftsteller verbindet mit dem Kochen weit mehr als nur Ernährung.

Es geht ihm auch um Achtsamkeit, Selbstreflexion und die Beziehung zu den Mitmenschen.

Als Koch in einem Zen-Kloster hat er nicht nur die Zubereitung von Speisen gelernt, sondern auch, das Leben mit all seinen Sinnen zu genießen. Trotzdem macht ihm der Gedanke an den Tod Angst. Seine Tage verbringt er in Stille, mit dem Schreiben von Essays und Erzählungen, vor allem aber mit dem Anbau und Ernten von Gemüse, aus denen er dann diverse Gaumenkitzel zaubert. Einziger regelmäßiger Kontakt zur Außenwelt sind die Besuche seiner Lektorin Machiko, die sich jedes Mal mit großer Begeisterung auf seine kulinarischen Kreationen stürzt.

Fast zwei Stunden lang geht die Erzählung so elegisch dahin – und man muss sich auf das meditative Tempo des Films einlassen. Zur Belohnung gibt es dafür aber wunderbare Bilder vom Rettichschneiden und Sesamschälen, von unberührter Natur und einem Mann, der keine Ablenkung durch Internet oder Fernsehen braucht – und natürlich auch kein Handy besitzt.

Der Film ist lohnend anzuschauen – jedoch sollte man das Kino weder hungrig und schon gar nicht müde besuchen. Andererseits lernt man in diesem Film: „Hunger verbessert den Geschmack des Essens.“

INFO: JPN 2022. 111 Min. Von Yuji Nakae. Mit Kenji Sawada, Takako Matsu.

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