Filmkritik zu "Das Mädchen aus dem Norden": Rebellisches Girl

Schwierige Jugend: "Das Mädchen aus dem Norden"
Berührende Coming-of-Age-Story einer alten Dame, die sich an ihre Jugend in Lappland erinnert.

„Erst kommt die Natur, dann der Mensch.“ So lautet das Credo der Samen, eines Volkes, das in Lappland alljährlich monatelange Winter mit mindestens 20 Minusgraden zu überstehen hat.

Vom Aussterben bedroht sind sie aber nicht wegen der mörderischen Wetterkapriolen. Zu groß sind die wirtschaftlichen Interessen an den Waldflächen, die seit Jahrhunderten von den Samen und ihren Rentierherden genutzt werden. Nach Meinung von Geologen lagern dort ungeahnte Mengen an Bodenschätzen. Spekulanten warten nur darauf, bis sich das „Volk der Sonne“ in alle Winde zerstreut.

„Das Mädchen aus dem Norden“ liefert nun zu diesem Thema eine erfrischend andere Geschichtsstunde: Im Mittelpunkt steht eine liebenswürdige alte Dame, die sich an ihre Jugend erinnert. An eine Zeit, in der sie sich selbst zwischen Diskriminierung und Rassenideologie behaupten musste.

Regisseurin Amanda Kernell, selbst halb-samisch, hat aus diesem Stoff einen Coming-of-Age-Film entwickelt: Die Geschichte eines neugierigen Mädchens – von ihrer ersten Liebe bis zur Rebellion gegen ihre Herkunft.

Wie diese Mischung auch als visuell bezaubernde Liebeserklärung an die samische Kultur funktioniert, ist sehenswert. Dieser in der schwedischen Provinz Uppsala gedrehte und ebenso informative wie berührende Film wurde mit dem Lux-Filmpreis ausgezeichnet.

Text: Gabriele Flossmann

INFO: NOR/DK/SWE 2016. 110 Min. Von Amanda Kernell. Mit Lene Cecilia Sparrok.

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